Ende 2022 gab es bundesweit bereits 4.574 Medizinische Versorgungszentren (MVZ) und damit 9,5% mehr als noch im Jahr zuvor. Dies geht aus der jüngst veröffentlichten MVZ-Statistik der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) hervor. Damit setzt sich bei den MVZ-Gründungen der positive Trend der vergangenen Jahre fort. Bei 46,3% der Einrichtungen handelte es sich um Krankenhaus-MVZ. Damit hat sich dieser Anteil im Fünfjahresvergleich weiter erhöht (2018: 43,7%). Hinsichtlich der Trägerschaft hielten sich Vertragsärzte und Krankenhäuser mit jeweils rund 43% die Waage (Mehrfachträgerschaften sind hierbei berücksichtigt). 14% der MZV befanden sich in sonstiger Trägerschaft. Die Größe der MVZ hat sich mittlerweile auf Werte um rund 6,2 Ärzte je Einrichtung eingependelt. Klinik-MVZ waren mit durchschnittlich 7,3 Ärzten je MVZ etwas größer.
Wie viele Ärzte arbeiten in welcher Form in den MVZ?
Mit den steigenden MVZ-Zahlen wächst auch die Zahl der dort arbeitenden Mediziner. Zum Stichtag 31.12.2022 waren in den MVZ insgesamt 28.137 Ärzte beschäftigt und damit 9,3% mehr als noch 2021. Der überwiegende Teil (26.434) arbeitete dabei in angestellter Form. Vertragsärzte stellten lediglich einen Anteil von 6,1%; Tendenz weiter sinkend (2021: 6,5%). Die Krankenhaus-MVZ übernahmen eine besonders wichtige Arbeitgeberfunktion. Sie beschäftigten mit 15.353. Ärzten rund 58% aller in MVZ ärztlichen Angestellten. Im Zeitverlauf zeigt sich ein eindeutiger Trend zu reinen Angestellten-MVZ. Deren Zahl lag Ende 2022 bereits bei 3.786 (+10,9% gegenüber 2021). Rein vertragsärztliche MVZ verzeichneten nach einem Minus im Vorjahr mit 9,9% ein ähnliches Wachstum, wenngleich deren Grundgesamtheit bei nur 122 und damit deutlich geringer lag. MVZ mit angestellten und Vertragsärzten wuchsen mit 1,8% (2022: 666 Einrichtungen) wesentlich schwächer.
Welche Fachgruppen sind aktuell in den MVZ vertreten?
Wie bereits in den Vorjahren waren in den MVZ die Hausärzte mit 4.584 Medizinern am häufigsten vertreten. Es folgten die Chirurgen/Orthopäden (3.984 Ärzte) und die Fachärzte für Innere Medizin (3.534).
Wo gibt es die meisten MVZ?
Bei der räumlichen Verteilung der MVZ fällt auf, dass mit 85% der überwiegende Anteil der Einrichtungen in einer Kernstadt (46%) oder einem Ober- bzw. Mittelzentrum (39%) angesiedelt waren. Lediglich 15% der MVZ entfielen auf ländliche Gemeinden. Bayern (951 MVZ), Nordrhein (525) und Baden-Württemberg (412) verfügten zahlenmäßig über die größten Anteile der MVZ.
Kommentar:
Das erneute Wachstum der MVZ deckt sich mit dem anhaltenden Trend zur Angestelltentätigkeit. Die neue Ärztegeneration ist immer weniger dazu bereit, die Arbeitsbelastung, Verantwortung und das Risiko zu tragen, die mit einer eigenen Niederlassung einhergehen. Insofern ist es zu begrüßen, dass mit den MVZ eine ambulante Versorgungsform besteht, die für den dringend benötigten ärztlichen Nachwuchs offenbar als attraktiv gilt. Da jedoch lediglich 15% der MVZ in ländlichen Regionen angesiedelt sind, stellt sich nach wie vor die Frage, ob diese Einrichtungen tatsächlich – wie ursprünglich erhofft – zu einer besseren Versorgung auf dem Land beitragen können. Offensichtlich siedeln sich MVZ insbesondere dort an, wo eine hohe Patientendichte besteht. Hinzu kommt, dass viele Kliniken die MVZ nutzen, um über eine Steuerung der Einweisung ihre Auslastung zu erhöhen.
Kommt eine Regulierung für iMVZ?
Dauerthema in Zusammenhang mit den MVZ ist weiterhin die Kritik an der Private-Equity-Beteiligung. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hatte bereits im Frühjahr Maßnahmen gegen die sog. iMVZ (investorenbetriebene MVZ) angekündigt. Im Juni folgte ein Antrag des Bundesrats zur Regulierung. Branchenkenner bezweifeln jedoch, dass im Zuge der geplanten Versorgungsgesetze I und II mit einem generellen Verbot des Besitzes Medizinischer Versorgungszentren (MVZ) durch Investoren zu rechnen ist. Als wahrscheinlich gelten Regelungen zur erleichterten Einrichtung kommunaler MVZ sowie zur Förderung digitaler Versorgungslösungen.
Quellen: