Nachholeffekte sorgen für deutliches Umsatzwachstum in 2021
Die Zahnarztpraxen gehören nicht zu den Einrichtungen, die von den deutlichen Mehrausgaben für Gesundheit während der Corona-Pandemie profitierten. Entsprechend hatten sie im Jahr 2020, aufgrund der zeitweilig deutlich eingebrochenen Inanspruchnahme zahnärztlicher Leistungen, einen Umsatzrückgang von ‑0,5% zum Vorjahr zu verkraften. Im Laufe des Jahres 2021 haben viele Patienten im Vorjahr ausgefallene Behandlungen nachgeholt. Entsprechend sind die auf Zahnarztpraxen entfallenden Gesundheitsausgaben deutlich, auf 30.513 Mio. Euro, gestiegen (+8,2% zum Vorjahr bzw. +7,7% gegenüber dem Vor-Corona-Niveau von 2019). Als Teil der Wachstumsbranche Gesundheitswirtschaft befand sich auch die Zahnmedizin in den Jahren vor Beginn der Pandemie in einem kontinuierlichen Aufwärtstrend, allerdings mit im Vergleich zu den anderen Leistungserbringern unterdurchschnittlichen Zuwachsraten. Dies wird auch aus dem über die Jahre gesunkenen Ausgabenanteil für Leistungen in Zahnarztpraxen an den gesamten Gesundheitsausgaben deutlich (2021: 6,44%; 2000: 8,6%). Für 2022 sind noch keine einrichtungsbezogenen Daten zu den Gesundheitsausgaben insgesamt (GKV + PKV) verfügbar.
Auf Zahnarztpraxen entfallender GKV-Ausgabenanteil in 2022 weiter gesunken
Zu den Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) liegen bereits Zahlen für 2022 vor. Der GKV-Ausgabenanteil für Zahnbehandlungen ist in 2022 mit 6,1% der Gesamtausgaben gegenüber dem Vorjahr leicht um ‑0,1 Prozentpunkte gesunken. Insgesamt leistete die GKV für zahnärztliche Behandlungen (inklusive Zahnersatz) in 2022 16,8 Mrd. Euro, ohne Zahnersatz 12,92 Mrd. Euro. Im Vergleich der GKV-Leistungsbereiche war die zahnmedizinische Versorgung mit +2,4% der GKV-Leistungsbereich mit der niedrigsten Wachstumsrate (siehe Tab. 1).
Tab. 1: GKV-Ausgaben Deutschland gesamt nach Leistungsbereichen
* ohne gezahlte Beträge für Früherkennung, Impfungen, ehemals Sonstige Hilfen und Dialyse-Sachkosten
Quelle: GKV (März 2023): Kennzahlen der gesetzlichen Krankenversicherung
Nachdem Zahnersatzbehandlungen, vor allem aufgrund von Nachholeffekten, in 2021 ein starkes Umsatzplus von 19% erzielen konnten, sind die GKV-Ausgaben in diesem Bereich im Jahr 2022 gegenüber dem Vorjahr um ‑1,8% gesunken. Die GKV-Ausgaben für Zahnersatz lagen mit 3,88 Mrd. Euro dennoch um rund 70 Mio. Euro über dem Wert für das Jahr 2019 (3,49 Mrd. Euro). Die anderen Bereiche der vertragszahnärztlichen Versorgung sind in 2022 allerdings um +3,7% gewachsen (siehe Tab. 2).
Tab. 2: Entwicklung GKV-Ausgaben für zahnärztliche Behandlungen
Umsatzentwicklung 2022 deutlich unter BIP
Für den zahnärztlichen Gesamtumsatz (GKV + Privat) liegen zum Redaktionsschluss noch keine abschließenden statistischen Daten für 2022 vor. Legt man jedoch für die zahnärztliche Umsatzentwicklung insgesamt die des GKV-Bereichs zugrunde, ergibt sich ein prognostischer Umsatz von 31,2 Mrd. Euro. Wie der Vergleich mit der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung zeigt, blieb die Umsatzentwicklung der Zahnärzte im Jahr 2022 deutlich unter der Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) (siehe Tab. 3).
Tab. 3: Umsatz Zahnärzte gesamt und prozentuale Veränderung von BIP und Umsatz
Quellen: Statistisches Bundesamt (Veränderungsraten ohne Preisbereinigung); *Hochrechnung: Rebmann Research
Kommentar:
Für die Jahre 2022 und 2023 ist aufgrund des allgemeinen Preis- und Inflationsanstiegs und des Kaufkraftverlustes als Folge der Pandemie und des Ukraine-Krieges eine verminderte Inanspruchnahme von Privatleistungen zu erwarten. Dennoch ist mit einem weiteren Wachstum der Branche zu rechnen. Gründe dafür sind der perspektivisch weiterhin steigende Behandlungsbedarf aufgrund der demografischen Entwicklung, das gestiegene Gesundheitsbewusstsein, neue Leistungen für gesetzlich Versicherte sowie innovative Verfahren und Geräte. Die Leistungsnachfrage steigt vor allem in den Bereichen Zahnersatz-, Parodontitis- und aufsuchende Versorgung, Prophylaxe und der Schienen-Behandlungen (v.a. Aligner- und Anti-Schnarch-Schienen).
Bei dieser News handelt es sich um einen Vorab-Auszug aus dem Branchenreport Zahnärzte 2023 der Finanzgruppe Deutscher Sparkassen- und Giroverband (DSGV). Der Bericht wird in Bälde auf unserem Portal www.gesundheitsmarktwissen.de erhältlich sein.
Quellen:
- DESTATIS (2023): Gesundheitsausgaben (nach Einrichtungen)
- GKV (März 2023): Kennzahlen der gesetzlichen Krankenversicherung
- DSGV Branchenreport Zahnärzte 2023