IDZ-Studie vergleicht Effizienz der Versorgungssysteme
Eine Studie des Instituts der Deutschen Zahnärzte (IDZ) vom Jahr 2021 hat die zahnmedizinische Versorgung in fünf europäischen Ländern näher unter die Lupe genommen, um herauszufinden, wie es um die Effizienz der jeweiligen zahnmedizinischen Versorgungssysteme bestellt ist. Verglichen wurden dabei die Länder Belgien, Dänemark, Deutschland, Niederlande und Spanien. Als Messgröße kam auf der Output-Seite die oralepidemiologische Datenlage, also der Mundgesundheitszustand der Bevölkerung, zum Einsatz. Zur Bewertung der Input-Seite wurden vor allem die Ausgaben für zahnmedizinische Leistungen, die öffentliche und private Leistungsabdeckung und die Anzahl der Zahnärzte in Relation zur Bevölkerung herangezogen.
Große Unterschiede der Gesundheitssysteme hinsichtlich der Finanzierung
Die betrachteten Gesundheitssysteme unterscheiden sich in ihrer Organisation und Leistungsabdeckung deutlich, da sie stark durch politische und auch geschichtlich gewachsene Rahmenbedingungen geprägt sind:
- In Belgien und Deutschland sind viele zahnmedizinische Leistungen über das öffentliche Gesundheitssystem abgedeckt.
- Auch in Dänemark ist eine Basisversorgung weitgehend vom staatlichen Sozialsystem gedeckt, darüberhinausgehende Leistungen müssen privat getragen werden.
- Die Niederlande setzen bei der Finanzierung zahnmedizinischer Leistungen vor allem auf private Zusatzversicherungen. In Spanien verhält es sich ähnlich. Auch hier sind die Kosten für die zahnmedizinische Versorgung weitgehend Privatsache.
- Die Kosten für die zahnmedizinische Versorgung von Kindern werden in den betrachteten Ländern (bis auf Spanien) weitgehend übernommen.
Auswirkungen auf Mundgesundheit
Die landestypischen Unterschiede bei der Leistungsabdeckung wirken sich auch auf die Mundgesundheit aus. So ist Spanien – das Land mit der geringsten Leistungsabdeckung – auch das Land mit dem höchsten ungedeckten Bedarf an Zahnbehandlungen. Doch nicht nur in Spanien, sondern auch in Belgien und Dänemark ist der Anteil der Menschen, die aufgrund der finanziellen Hürden eine eigentlich notwendige Zahnbehandlung nicht wahrnehmen, in den letzten Jahren deutlich gestiegen ist. Insbesondere einkommensschwache Haushalte verzichten häufig auf zahnmedizinische Behandlungen. In Spanien hat sich durch die Unterfinanzierung des Gesundheitssystems die Mundgesundheit innerhalb weniger Jahre deutlich verschlechtert. So ist die Kariesprävalenz bei Erwachsenen im Zeitraum 2010 bis 2015 um 24% angestiegen, bei Senioren um 11%.
Kommentar:
Die Pro-Kopf-Ausgaben für Mundgesundheit betragen im europäischen Durchschnitt laut Eurostat rund 200 Euro (Stand: 2019). In Deutschland sind sie mit 341,20 Euro am höchsten im Vergleich der EU-Staaten (siehe Abb. 1). Auch hinsichtlich des Anteils der Ausgaben für zahnmedizinische Versorgung am Bruttoinlandsprodukt ist Deutschland mit 0,82% führend (Dänemark: 0,52%, Belgien: 0,44%, Niederlande: 0,40%, Spanien: 0,31%).
Abb. 1: Pro-Kopf-Ausgaben für zahnmedizinische Versorgung im Vergleich
Quelle: Eurostat (2023, Daten für 2019), Darstellung REBMANN RESEARCH.
Zahnmedizinische Versorgung Deutschlands im EU-Vergleich führend
Die IDZ-Studie belegt, dass Deutschland nicht nur bei der zahnmedizinischen Versorgung im Vergleich der betrachteten Länder in Bezug auf die Ausgabenseite (Input) führend ist, sondern dass die hohen Ausgaben auch tatsächlich zu guten Ergebnissen bei der Mundgesundheit der Bevölkerung (Output) führen. Zudem bestehen in Deutschland (und übrigens auch in den Niederlanden), im Gegensatz zu den anderen in der Studie betrachteten Ländern, nur geringe Versorgungsunterschiede nach Sozialschicht.
Weitere interessante Hintergrundinformationen zur zahnmedizinischen Versorgung in den verschiedenen europäischen Ländern und zum europäischen Gesamtmarkt finden sie im ATLAS DENTAL Europa (Version 2019 kostenlos erhältlich unter www.gesundheitsmarktwissen.de). ATLAS DENTAL Europa wird derzeit aktualisiert. Wenn Sie sich unter https://atlasdental.atlas-medicus.de/ vormerken, erhalten sie die neue, überarbeitete Version direkt nach Erscheinen.
Quelle: IDZ – Eine Analyse zur Frage der Vergleichbarkeit der Effizienz zahnmedizinischer Versorgungssysteme