KZVen fordern dringende Maßnahmen zur Abwendung des drohenden Kollapses
Die Kassenzahnärztlichen Vereinigungen (KZVen) Ostdeutschlands haben kürzlich dem Beauftragten der Bundesregierung für Ostdeutschland, Carsten Schneider (SPD), die akuten Versorgungsprobleme in der zahnmedizinischen Branche verdeutlicht. Angesichts der prekären demografischen Bedingungen fehlt es aktuell an Zahnärzten und zahnmedizinischem Assistenzpersonal, was zu langen Wartezeiten und einem drastischen Mangel an betreuenden Praxen führt. Diese Situation wird sich in den kommenden Jahren voraussichtlich weiter verschärfen.
Um einen Kollaps der zahnmedizinischen Versorgung zu verhindern, fordern die KZVen dringende Aktivitäten von Bund und Ländern. Konkret werden folgende Maßnahmen vorgeschlagen:
- Ausbau der Studienkapazitäten
- Förderung von Landzahnarztpraxen in unterversorgten Gebieten
- Gewährleistung von Planungssicherheit für Praxen durch angemessene Vergütungen
- Abbau bürokratischer Hürden zur Schaffung von zusätzlicher Behandlungszeit
Carsten Schneider sicherte den KZVen zu, Maßnahmen zur Ausweitung der Studienkapazitäten sowie Förderinstrumente für den zahnmedizinischen Bereich in den ostdeutschen Ländern zu prüfen.
Kommentar:
Zahnmedizinische Versorgung grundsätzlich gut, dennoch droht in einigen Regionen Unterversorgung
In Deutschland kommt (Stand 2022) rein rechnerisch ein Zahnarzt auf 1.167 Einwohner. Damit ist die zahnmedizinische Versorgung hierzulande besser als in den meisten anderen europäischen Staaten. Allerdings bestehen deutliche regionale Unterschiede. Besonders in den Ost-Bundesländern gibt es bereits in vielen Regionen zu wenig Zahnarztpraxen. Viele Praxisinhaber gehen in den Ruhestand und finden keinen Nachfolger. Wenn nicht bald wirksame Gegenmaßnahmen ergriffen werden, ist damit zu rechnen, dass sich die Versorgungssituation aufgrund der demografischen Entwicklung weiter verschlechtert.
Beispiel Sachsen-Anhalt: Einer im „Versorgungsatlas 2030“ der KZV Sachsen-Anhalt veröffentlichten Prognose zufolge gehen in Sachsen-Anhalt in den kommenden sieben Jahren etwa 600 Zahnärzte in Rente und stehen folglich nicht mehr für die vertragszahnärztliche Versorgung zur Verfügung – 40% der aktuell noch tätigen Zahnärzteschaft. Die möglichen Folgen: Bis Ende des Jahres 2030 könnten Behandlungskapazitäten für fast eine halbe Million Menschen fehlen.
Stipendien für angehende Landärzte und Landarztquoten als Gegenmaßnahmen
Mit den sich immer mehr zuspitzenden Versorgungsproblemen wächst die Dringlichkeit, endlich Maßnahmen zur Sicherstellung einer adäquaten Gesundheitsversorgung zu ergreifen. Die bereits im September 2022 eingeführte jährliche Vergabe von zwölf Zahnmedizin-Stipendien an der Universität Pécs (Ungarn) für angehende Landzahnärzte in Sachsen-Anhalt sowie die aktuelle Diskussion im Thüringer Landtag um die Einführung einer Landzahnarztquote zeigt, dass die Politik den Ernst der Lage erkannt hat und Bereitschaft zeigt, Maßnahmen zu ergreifen, um dem Zahnärztemangel entgegenzutreten. Eine gezielte Förderung angehender Zahnärzte zur Aufnahme einer Tätigkeit in ländlichen Regionen ist ein wichtiger Schritt, um langfristig die medizinische Versorgung in diesen Gebieten zu gewährleisten. Es bleibt zu hoffen, dass diese Maßnahmen zu spürbaren Verbesserungen führen und einen drohenden Kollaps der zahnmedizinischen Versorgung abwenden können.
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Quellen: