Zahntechnik: Trends und Chancen 2022

Zahntechnik: Trends und Chancen 2022

Messen finden wieder statt und zeigen die neusten Trends der Dentalbranche

Nachdem die meisten Dentalmessen und Branchenveranstaltungen in 2020 und 2021 coronabedingt ausgefallen waren oder nur online stattfanden, konnten die bekannten Branchentreffs seit dem vergangenen Herbst überwiegend wieder in Präsenz abgehalten werden. Dies betraf auch die Weltleitmesse der Dentalbranche, die Internationale Dentalschau von Köln, die vom Frühjahr auf den Herbst 2021 verschoben wurde und erstmals in hybrider Form (vor Ort und online) stattfand. Hier und bei weiteren Branchenveranstaltungen wie der FACHDENTAL konnten sich die Besucher endlich wieder über die neusten Innovationen im Bereich der Dentaltechnik informieren.

Neuer nationaler Dentalkongress „Zahntechnik plus“ in Leipzig

Mit der „Zahntechnik plus“ (25./26. März 2022) wurde ein neuer nationaler Branchentreff geschaffen, der künftig alle zwei Jahre in Leipzig stattfinden soll. Der zweitägige Kongress befasste sich mit den Themenwelten „Innovative Technologien“ (Themenschwerpunkt Digitaltechnik/3-D-Druck), „Zukunft Unternehmensnachfolge“ und „Evidenz in der Praxis“ (Innovationen und Informationen rund um Implantologie, 3-D-Druck, keramischen Verblendtechniken, Aligner-Versorgungen, aber auch zu Arbeitsschutz und Medizinprodukterecht).

Trends und Innovationen in der Zahntechnik

Durch die Notwendigkeit der Vermeidung von physischen Kontakten sorgte die Corona-Pandemie vor allem im Bereich der Digitalisierung für einen Schub, die zunehmend alle zahnärztlichen Praxisbereiche erfasst – nicht mehr nur die Fertigung von Zahntechnik.

Nachfolgend die Top-Trends im Bereich der zahntechnischen Versorgung:

Digitale und hybride Workflows werden immer differenzierter und arbeitsteiliger

Beispiel 1: Der Hauszahnarzt beauftragt einen externen Spezialisten mit der digitalen Behandlungsplanung und der Fertigung der für die Behandlung benötigten patientenindividuellen zahntechnischen Hilfsmittel (Feilen, Bohrschablonen etc.).
Beispiel 2: Der Zahnarzt liefert dem Zahntechniker Digitaldaten. Der Zahntechniker plant darauf basierend den Zahnersatz (z.B. Krone). Diese wird dann von der CAM-Anlage der Zahnarztpraxis gefertigt.

Beim Zahnersatz geht der Trend hin zu festsitzenden, monolithischen und zahnfarbenen CAD/CAM-gefertigten Restaurationen, die minimalinvasiv und immer öfter chairside integriert und folglich immer häufiger direkt in der Zahnarztpraxis anstatt im gewerblichen Labor gefertigt werden.

„Backward planning“ gewinnt in der Implantologie immer mehr an Bedeutung. Die Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI) wird in Zukunft auch für die zahnmedizinische Versorgung immer wichtiger werden, auch bei der Behandlungsplanung.

Einsatzmöglichkeiten und Materialvielfalt im 3-D-Druck steigen stetig

Digitalbasierte Fertigung von Zahnersatz betrifft zunehmend nicht nur festsitzenden, sondern auch herausnehmbaren Zahnersatz.

Modellgussprothesen können inzwischen direkt per SLM-Verfahren gedruckt werden – bislang erfolgte die additive Herstellung in der Regel über das Lost-Wax-Verfahren (3-D-Druck von Gerüst und Gusskanälen aus rückstandsfrei verbrennbarem Kunststoff).

Der 3-D-Druck wird derzeit hauptsächlich zur Modell- und Schienenfertigung genutzt, aber auch Verblendungen, Gingivamasken oder auch Totalprothesen (Prothesenbasis und Zähne werden gesondert gedruckt und anschließend verklebt) sind per 3-D-Druck möglich, ebenso Mock-ups, festsitzende Restaurationen, Langzeitprovisorien/definitiver Zahnersatz. Additiv hergestellter Zahnersatz gilt gegenüber dem konventionellen/gefrästen allerdings derzeit noch in Bezug auf die Materialeigenschaften als unterlegen und wird daher aktuell noch überwiegend subtraktiv hergestellt.

Die Vielfalt der additiv verarbeitbaren Materialien steigt ständig. Metalle, Keramiken und Polymere, aber auch Wachse und Silikone können inzwischen additiv verarbeitet werden. Auch für die subtraktive digitalbasierte wie auch traditionelle Bearbeitung steht eine immer größere Bandbreite an Materialien zur Verfügung, vor allem im Hinblick auf eine patientenindividuelle, möglichst natürliche Gestaltung. Auch die Fertigungsprozesse können auf Basis von Materialentwicklungen optimiert werden. So kann bei einigen neuen keramischen Werkstoffen inzwischen der Sinterprozess verkürzt werden oder ganz entfallen.

Wachstumsmarkt Aligner-Therapie

Die Aligner-Therapie bleibt ein bedeutender Wachstumsmarkt. Darauf deuten auch Investitions- und Übernahmeaktivitäten großer Dentalunternehmen. So ist die Zahl der Aligner-Behandlungsfälle beim für die transparenten Zahnkorrekturschienen namensgebenden Unternehmen Align im Jahr 2021, trotz vielfältiger Konkurrenz am Markt, um 54,8% gegenüber dem Vorjahr gestiegen, und auch andere Unternehmen sprechen von einem hohen zweistelligen Wachstum. Der Aligner-Markt ist ein Treiber für die Digitalisierung der Arbeitsabläufe bei zahnmedizinischen bzw. kieferorthopädischen Behandlungen (insbesondere für Intraoralscanner und 3-D-Druck) und Impulsgeber für Innovationen in der digitalen Behandlungsplanung (z.B. Echtzeitbehandlungsplanung, KI-basierte, lernende Behandlungsplanungssoftware) und -überwachung. Fast 90% der Aligner-Behandlungen basieren auf intraoralen Scans (vgl. Dental Tribune: Clear aligners: The star of 2021 vom 4.3.2022).

 

Kommentar:

Dentallabor: nicht nur Zahntechnik-Lieferant, sondern Servicepartner des Zahnarztes

Die Möglichkeiten und Vielfalt bei der zahnmedizinischen Versorgung in Bezug auf Workflow, Behandlungs- und Fertigungsverfahren und Materialien wachsen stetig. Als Experten im Bereich Zahntechnik sind Dentallabore daher zunehmend als kompetente Servicepartner ihrer zahnärztlichen Kunden gefragt und bieten diesen – über die reine Fertigung von Zahnersatz und anderer zahntechnischer Produkte hinaus – Informationen und Dienstleistungen rund um die Zahntechnik und ermöglichen den Zahnärzten die Fokussierung auf die Patientenversorgung. Beispielsweise durch Schulungs- und Leihangebote (z.B. von Intraoralscannern für Scan-Tage an Zahnarztpraxen) sorgen Dentalunternehmen und -labore – auch in eigenem Interesse – proaktiv für einen optimalen Workflow.

Nachhaltigkeit rückt stärker ins Bewusstsein

Der Klimawandel, soziale Gesichtspunkte, aber auch der Fachkräftemangel und die Notwendigkeit der Differenzierung vom Wettbewerb führen dazu, dass sich die Branche (Labore und Dentalindustrie) zunehmend mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigt. Das Angebot „grüner“ Produktlinien steigt. Auch die beiden FACHDENTAL-Messen in Leipzig und Stuttgart setzen in ihrem überarbeiteten Messekonzept den Fokus verstärkt auf nachhaltige Lösungen für Praxis und Labor. Ein wichtiger Treiber für mehr Nachhaltigkeit in der zahnmedizinischen Versorgung ist die Digitalisierung. Die Ablösung analoger durch digitaldatengestützte Prozesse schafft häufig nicht nur Zeit-, Kosten- und Qualitätsvorteile, sondern ist auch aus ökologischer Sicht sinnvoll. Problematisch sind allerdings einige beim 3-D-Druck eingesetzte umweltbelastende Materialien. Auch für diese stehen jedoch inzwischen vielfach bereits umweltfreundlichere Alternativen zur Verfügung.

Mehr zu interessanten Trends rund um die Gesundheitsmärkte erfahren Sie unter:

Quelle: DSV-Branchenreport Dentallabore

Verena Heinzmann
Autor Verena Heinzmann
Arrow right icon