Niedergelassene Ärzte und Psychotherapeuten verzeichnen mit einer Gesamtfallzahl von 578 Mio. Behandlungsfällen (+2,2%) eine weiterhin steigende Inanspruchnahme. Das geht aus dem neuen Trendreport für die vertragsärztliche Versorgung des Zentralinstituts für die Kassenärztliche Versorgung für den Berichtszeitraum zwischen dem 1. Quartal 2021 und dem 1. Quartal 2023 hervor. Besonders großen Einfluss nahm mit +12,7% die hohe Inanspruchnahme der vertragsärztlichen Versorgung im 1. Quartal 2022. Aufgrund dieser außergewöhnlichen Leistungszahl zeigt der Vergleich mit dem 1. Quartal 2023 eine Abnahme von 2,7%, was jedoch im Vergleich mit dem Vorjahresquartal dennoch einen Anstieg um 9,6 % bedeutet.
Wie gestaltet sich die Inanspruchnahme aufgeteilt nach Haus-/Fachärzten und Psychotherapeuten?
Bei den Hausärzten zeigt sich ein Anstieg um 3,3% auf 195 Mio., bei den Psychotherapeuten um 4,2% auf 12,8 Mio. Behandlungsfälle. Die Fachärzte müssen sich mit einem erheblich geringeren Zuwachs im Umfang von um 0,7% auf 321 Mio. fachärztliche Behandlungsfälle zufriedengeben.
Die stärksten Zuwächse bei den Fachärzten zeigen:
- Kinder- und Jugendärzte +9,3%
- Neurologen +6,2%
- Hals-Nasen-Ohrenärzte +5,7%
Die stärksten Rückgänge bei den Fachärzten zeigen:
- Nervenärzte -8,8%
- Internisten -7,3%
- Gynäkologen -4,1%
Wie entwickeln sich die Zahlen für Früherkennungsuntersuchungen?
Die Entwicklungen bei den Früherkennungsuntersuchungen zeigen abhängig des Anwendungsgebietes ebenfalls ein heterogenes Bild:
- Kinderfrüherkennungsuntersuchungen: -2,5% auf 131.000 Untersuchungen
- Hautkrebsfrüherkennung: +1,4% auf 6,8 Mio. Untersuchungen
- Brustkrebsfrüherkennung: -5,8% auf 2,7 Mio. Untersuchungen
- Darmkrebsfrüherkennung: +1,4% auf 565.000 Untersuchungen
Psychotherapien, Telefon- und Videosprechstunde, ambulante Notfälle
Die antragspflichtige Richtlinien-Psychotherapie wird immer häufiger in Anspruch genommen – sowohl im Bereich der Einzel- als auch der Gruppentherapie. Die Zahl der Einzeltherapien stieg um 1,0% auf 4,2 Mio., die der Gruppentherapien um 38,7% auf 213.000 Behandlungen. Mit Blick auf den Quartalsvergleich lässt sich mit +3,0 Einzel- und +38,5% Gruppentherapien ein Anhalten des Trends vermuten.
In Bezug auf die telefonische Beratung ist 2022 auch nach der Pandemie mit einem Zuwachs von 8,5% auf 8,4 Mio. Beratungen ein Zuwachs erkennbar. Wohingegen die wahrgenommenen Videosprechstunden um -24% auf 3,5 Mio. Sprechstunden deutlich zurückgehen.
Im Jahr 2022 wurden 17,6 Mio. ambulante Notfälle behandelt (7,3 Mio. im ärztlichen Bereitschaftsdienst (ÄBD), 10,3 Mio. in Klinik-Notaufnahmen). Davon fanden mehr als die Hälfte (55%) außerhalb der Praxisöffnungszeiten statt. Aufgrund der Corona-Pandemie waren die Notfallzahlen gesunken. Für das Jahr 2022 zeigt sich daher wieder ein Anstieg um 15,7% im Vergleich zum Vorjahr, vor allem im 1. Quartal (+28,1%) und 2. Quartal (+19,3%). Im 4. Quartal 2022 und 1. Quartal 2023 stiegen die Fallzahlen, besonders im ÄBD, während die Zahlen in der Notaufnahme im 1. Quartal 2023 um 4,0% zurückgingen. Ärztliche Besuche stiegen im 1. Quartal 2023 um 6,6% nach leichtem Rückgang 2022.
Kommentar:
Der erneute Anstieg bei der Inanspruchnahme der niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten um mehr als zwei Prozent verdeutlicht die Rückkehr zum Normalzustand nach der pandemischen Lage. Diese Entwicklung konnte sich für die Praxen trotz insgesamt widriger Rahmenbedingungen wie die Finanzierung unterhalb der Inflationsgrenze, hohen bürokratischen Hürden, unangemessene Regressforderungen und einer nicht funktionsfähigen Telematikinfrastruktur einstellen. In diesen Bereichen ist das Eingreifen der Politik gefragt, um die Berufszufriedenheit zu steigern und die Sicherstellung der teilweise gefährdeten Versorgung zu gewährleisten.
Der in diesem Rahmen durch das Zi erscheinende Trendreport setzt das während der Coronapandemie ins Leben gerufene Format fort, um weiterhin einen aktuellen Überblick darüber zu geben, wie sich die Inanspruchnahme der vertragsärztlichen Versorgung entwickelt.