Zi: Vertragsärzte könnten bis zu 3 Mio. bislang stationär versorgte Fälle übernehmen

Zi: Vertragsärzte könnten bis zu 3 Mio. bislang stationär versorgte Fälle übernehmen

Die Kapazitäten der niedergelassenen Ärzte reichen rein rechnerisch betrachtet aus, um jährlich bis zu 3 Mio. Fälle zu behandeln, die aufgrund einer ambulant-sensitiven Diagnose keiner stationären Versorgung bedürfen. Dies geht aus einer aktuellen Datenauswertung des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) hervor. Grundlage bildeten die bislang stationär erbrachten Leistungen nach den Kriterien des AOP-Katalogs. Die Anzahl der substituierbaren Fälle variiert dabei je nach Fachgruppe. Demnach bestehen die größten Substitutionspotenziale mit jeweils mehr als 980.000 Fällen in der Chirurgie (einschließlich der überwiegend chirurgischen Fächer) und in der Inneren Medizin (einschließlich der überwiegend konservativen Fächer). An dritter Stelle liegt die Urologie mit rund 311.000 substituierbaren Fällen. In den anderen untersuchten Fachrichtungen liegen die Zahlen deutlich niedriger (vgl. Abb. 1).

Abb. 1: Substitutionspotenzial gesamt nach dem AOP-Katalog 2023 nach Fachgruppen

Abb. 1: Substitutionspotenzial gesamt nach dem AOP-Katalog 2023 nach Fachgruppen

Quelle: Eigene Darstellung auf Basis von Zi (2024), Bezugsjahr 2021

Belastung der Vertragsärzte durch Übernahme stationärer Fälle gering

In der Durchschnittsbetrachtung fällt die Belastung des einzelnen Niedergelassenen auch bei vollständigem Ausschöpfen des Ambulantisierungspotenzials und vollständiger Übertragung auf die Niedergelassenen gering aus. Rein rechnerisch ergeben sich die meisten Fälle im Fachbereich Innere Medizin. Bei 204 zusätzlichen Behandlungsfällen pro Vertragsarzt und Jahr, ergibt sich weniger als ein zusätzlicher Fall pro Tag und Arzt. Bei allen anderen Fachgruppen liegt die Belastung noch (deutlich) niedriger (vgl. Abb. 2).

Abb. 2: Ambulantisierbare Fälle* je operierendem Vertragsarzt und Jahr

Abb. 2: Ambulantisierbare Fälle* je operierendem Vertragsarzt und Jahr

* Bisher stationär erbrachte Leistungen des AOP-Katalogs

Quelle: Eigene Darstellung auf Basis von Zi (2025), Bezugsjahr 2021

 

Kommentar:

Mit Blick auf die zunehmenden Finanzierungsprobleme der gesetzlichen Krankenversicherung und den Fachkräftemangel ist eine Ambulantisierung dringend geboten. Das Zi verweist in diesem Zusammenhang auch auf die im Vergleich mit anderen Industrieländern auffallend großen Bettenkapazitäten und teilweise auch hohen akutstationären Fallzahlen. Erste Schritte zur Beschleunigung der Ambulantisierung unternahm die Regierung bereits mit dem überarbeiteten AOP-Katalog und dem Start der Einführung der neuen Hybrid-DRG. Im Zuge der Umsetzung der Ende 2024 verabschiedeten Krankenhausstrukturreform ist mit einer weiteren Ambulantisierung zu rechnen. So könnte die neue Vorhaltepauschale den wirtschaftlichen Druck der Kliniken zur stationären Aufnahme von Patienten reduzieren. Ferner ist eine gezielte Förderung ambulanter Strukturen und Leistungen u.a. durch die Einrichtung sektorenübergreifender Versorgungseinrichtungen vorgesehen.

Quelle: Zi – Grafik des Monats Januar 2025, Zi (2024): Endbericht zum Projekt AMBULANTISIERUNGSPOTENZIAL IN DEUTSCHEN AKUTKRANKENHÄUSERN, Korrigierter Bericht vom 15.02.2024

Dr. Elisabeth Leonhard
Autor Dr. Elisabeth Leonhard
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