Zuckerhaltige Getränke: Deutlich erhöhtes Risiko für Mundhöhlenkrebs

Zuckerhaltige Getränke: Deutlich erhöhtes Risiko für Mundhöhlenkrebs

Neue US-Studie zeigt besorgniserregende Zusammenhänge, auch bei Nichtrauchern

Eine große US-Kohortenstudie bringt den regelmäßigen Konsum von zuckergesüßten Getränken (SSB – sugar-sweetened beverages) mit einem drastisch erhöhten Risiko für Mundhöhlenkrebs in Verbindung. Der Effekt zeigt sich unabhängig von bekannten Risikofaktoren wie Tabak oder Alkohol – und betrifft auch junge Menschen.

Fünfmal höheres Krebsrisiko bei täglichem Konsum

In der Langzeituntersuchung werteten Forschende der Universität Washington Daten von mehr als 160.000 Frauen aus, die über 30 Jahre im Rahmen der Nurses’ Health Studies (NHS und NHSII) gesammelt wurden. Das alarmierende Ergebnis: Bereits ein zuckerhaltiges Getränk täglich erhöhte das Risiko für Mundhöhlenkrebs um das 4,87-Fache – bei Nichtraucherinnen und Nichttrinkerinnen sogar um das 5,46-Fache im Vergleich zu jenen, die weniger als ein solches Getränk pro Monat konsumierten.

Die Daten unterstreichen einen unabhängigen Zusammenhang zwischen SSB-Konsum und der Entstehung von Mundhöhlenkrebs. Weitere Studien – insbesondere unter Einbezug männlicher Probanden – sollen folgen.

 

Kommentar:

Zucker – kein harmloser Dickmacher, sondern eine ernste Gesundheitsgefahr

Die Ergebnisse der aktuellen Studie fügen sich in ein immer dichter werdendes Bild der gesundheitlichen Gefahren durch übermäßigen Zuckerkonsum. Die Rolle von Zucker bei der Entstehung von Karies ist weithin bekannt und in Studien gut belegt. Dass zuckergesüßte Getränke nun auch mit einem signifikant erhöhten Risiko für Mundhöhlenkrebs in Verbindung gebracht werden, ist ein weiteres alarmierendes Signal – besonders, weil dieser Zusammenhang nun auch bei Menschen ohne klassische Risikofaktoren wie Rauchen oder Alkoholmissbrauch nachgewiesen wurde.

Der Konsum von zuckerhaltigen Speisen und Getränken begünstigt jedoch nicht nur orale Erkrankungen wie Karies, Parodontitis oder Mundkrebs, sondern wirkt sich auch negativ auf den gesamten Organismus aus: Er fördert Übergewicht, Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und verschiedene Krebsarten. Die Mundgesundheit ist dabei besonders gefährdet, da der Zucker bereits beim ersten Kontakt im Mundraum wirkt – häufig im Zusammenspiel mit säurehaltigen Getränken, die zusätzlich den Zahnschmelz angreifen.

Zahnärzte fordern Zuckersteuer und Werbeverbot für Süßigkeiten und zuckerhaltige Getränke

Angesichts dieser Daten einerseits und der geringen Wirkung der seit 2018 bestehenden Selbstverpflichtung der Getränkeindustrie zur Reduzierung des Zuckergehalts in Softdrinks andererseits wird auch in Deutschland der Ruf nach politischen Maßnahmen lauter. Fachgesellschaften wie die Deutsche Diabetes Gesellschaft und Bundeszahnärztekammer fordern bereits seit Jahren eine Zuckersteuer als Teil einer umfassenden Präventionsstrategie. Durch die Verteuerung zuckergesüßter Getränke würde ein finanzieller Anreiz geschaffen, auf gesündere Alternativen umzusteigen. Dass dies funktioniert, zeigen nicht nur Studien aus Ländern wie Großbritannien oder Mexiko, sondern auch eine Simulationsstudie der TU München (TUM): Bereits moderate Preisaufschläge führen zu spürbaren Rückgängen im Konsumverhalten – insbesondere bei einkommensschwächeren Gruppen, die besonders anfällig für ernährungsbedingte Krankheiten sind. So kann etwa durch einen Preisaufschlag von 20% der Zuckerkonsum je Person und Tag um etwa ein Gramm reduziert werden, bei einem Preisaufschlag um 30% sogar um 2,3 Gramm (bei 30- bis 49-jährigen Männern gar um 6,1 Gramm). In der Folge bedeutet dies eine geringere Krankheitslast und damit deutlich geringere Ausgaben für Krankenkassen, Pflegeeinrichtungen und das gesamte Gesundheitssystem. Bei einer 30%-Besteuerung ermittelten die Forscher der TUM volkswirtschaftliche Einsparungen von rund 16 Mrd. Euro.

Bis dato fanden jedoch in Deutschland Forderungen nach einer verpflichtenden Zuckersteuer bei der Politik kein Gehör, dabei zeigt auch die internationale Organisation für ökonomische Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in ihrem Bericht „The Heavy Burden of Obesity – The Economics of Prevention“ (2019) eindrücklich auf, dass Präventionsmaßnahmen wie Zuckersteuern langfristig zu deutlichen Einsparungen im Gesundheitssystem führen und jeder in Prävention investierte Euro ein Mehrfaches an Folgekosten vermeiden könnte. Und auch die WHO empfiehlt explizit Steuern auf zuckergesüßte Getränke zur Bekämpfung von Fettleibigkeit, Typ-2-Diabetes und Zahnkrankheiten.

Quellen:

Verena Heinzmann
Autor Verena Heinzmann
Arrow right icon