Markt- und Wettbewerbsumfeld für Rechtsanwälte

Markt- und Wettbewerbsumfeld für Rechtsanwälte

Prosperierendes Marktumfeld!
Der Rechtsmarkt ist auch weiterhin ein Wachstumsmarkt – allein schon bedingt durch die zunehmende Komplexität der Rechtsprechung wie auch die steigende Anzahl an Gesetzen und Verordnungen. Die Nachfrage nach Rechtsberatung steigt stärker als die Gesamtwirtschaft bei gleichzeitig leicht rückläufiger Zahl an Marktteilnehmern (Ausnahme: Syndicus-Rechtsanwälte; deren Zahl steigt). Allein im Geschäftsjahr 2019/2020 setzten die 100 umsatzstärksten Kanzleien in Deutschland rund 7,4 Mrd. Euro um, das sind über 8% mehr als im Jahr zuvor.

Steigende Rivalität!
Aber trotz Wachstumsmarkt sehen sich Anwälte mit zunehmender Rivalität, steigender Wettbewerbsintensität und zunehmendem Preis- bzw. Honorardruck konfrontiert, was u.a. an folgenden Faktoren liegt:

  • neuer Marktteilnehmer
  • Digitalisierung der Branche
  • geänderter Kundenanforderungen & höherer Preissensitivität
  • Verfügbarkeit des sowie Attraktivität für den Nachwuchs

Welche neuen Marktteilnehmer gibt es?
Konkurrenz erfahren Rechtsanwälte durch Player aus

  • Anderen Branchen, sprich nicht-anwaltliche Anbieter, wie Versicherer, Banken etc.
  • Benachbarten Branchen – z.B. Steuerberater oder Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, die vermehrt ganzheitliche Beratung für Ihre Mandanten und damit auch rechtliche Themen anbieten
  • Start-ups mit Legal Tech Anwendungen

Digitalisierung verstärkt Kosten- und Effizienzdruck bei Anwälten!
Diese neuen Anbieter rund um Legal Tech sind nur ein Beispiel wie die Digitalisierung auch diese Branche betrifft; vor Jahren mit sogenannter Online-Rechtsberatung, bei der Rechtssuchende ausschließlich über das Internet mit Rechtsanwälten kommunizieren (‚Anwaltshotline‘) gestartet, umfasst das Themenfeld mittlerweile viele weitere digitale/hybride Geschäftsmodelle sowie Prozessoptimierungen (insbesondere dort, wo Standardisierung und Skalierbarkeit Potenziale versprechen, z.B. Masseverfahren bei der Rechtedurchsetzung, Chatbots etc.).

Die Corona Pandemie hat ihrerseits zu einem weiteren Digitalisierungsschub beigetragen, was ebenso mit Kostenreduzierungen einhergeht: mehr Homeoffice, weniger Bürokapazitäten, geringere Budgets für Reisekosten/Spesen etc. Gleichzeitig erfordert der Einsatz digitaler Technologien, sei es hinsichtlich Legal Operations oder hinsichtlich digitaler Geschäftsmodelle, entsprechende Investments.

Neue Technologien ermöglichen zudem, dass ‚zuarbeitende‘ Tätigkeiten günstiger eingekauft werden können z.B. im Rahmen von ausgelagerten Service Centern etc., was wiederum den Kostendruck erhöht.

Wie entwickeln sich die Anforderungen der Mandanten an Anwälte?
Preissensitiver werden zusehends auch die Mandanten selbst (Infragestellung höchster Tagessätze, Flat-Rate-Pakete, Pauschalhonorare etc.). Branchenexperten gehen zudem davon aus, dass sich die Budgets für externe Rechtsberatungen eher rückläufig entwickeln (werden). Die Anwälte sehen sich steigenden Kundenanforderungen nicht nur hinsichtlich des Honorars gegenüber, sondern auch was Qualität, Service (z.B. Honorartransparenz, Erreichbarkeit etc.) – gerade auch bei gewerblichen Mandaten anbelangt. Die Wechselbereitschaft, wie auch die Bereitschaft von Unternehmen, ihre Mandate auf mehrere Kanzleien aufzuteilen ist, ungebrochen. Zudem haben auch die Einkaufsabteilungen bei der Beschaffung von Rechtsberatung immer mehr mitzureden. Aber auch spezifisches, über das juristische Wissen hinausgehende Know-how ist gefragt: das Verständnis für unternehmerische Zusammenhänge sowie spezifisches Branchenwissen werden vorausgesetzt.

Attraktivität als Arbeitgeber zusehends zentral für Anwälte und Kanzleien
Aktuell tobt immer noch ein ‚war für talents‘ – einerseits hat Corona nicht zu einem generellen Einbruch in der Branche geführt und sie wächst weiterhin, andererseits ist die Zahl der juristischen Absolventen rückläufig und die Werteraster der nachfolgenden Generation entspricht häufig nicht den Kanzleikulturen; ‚geregeltere Arbeitszeiten‘ sprechen für eine Tätigkeit in der Inhouseabteilung eines Konzerns und ‚moderneres Arbeitsklima‘ für einen Job im Legal Start-up. Kurzum: auch zuletzt sind die Einstiegsgehälter von Juristen und damit die Kosten wieder angestiegen. Langfristig könnten neue digitale Services jedoch auch zu einer Substitution von Human Capital beitragen und sich die Nachfrage somit wieder eindämmen.

 

Weiterführende Informationen, wie Kommentierungen, Quellen etc. sind nur für ATLAS FREIE BERUFE Kunden ersichtlich.

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