Für Fragen rund um COVID-19 sind und waren Apotheken und ihre MitarbeiterInnen oft die ersten Ansprechpartner in der Bevölkerung. Allein acht von zehn Erwachsenen haben zwischen März und August 2020 gemäß einer Forsa-Umfrage eine Apotheke aufgesucht. Für den Besuch in einer Apotheke benötigen Menschen weder einen Termin noch müssen sie für die Beantwortung von Fragen bezahlen und häufig haben sie eine Stammapotheke, an die sie sich auch zu Themen rund um Corona wenden können. Als systemrelevante Berufsgruppe konnten Apotheken immer geöffnet bleiben – natürlich mit einem entsprechenden Hygienekonzept. Ein solches ist jedoch mit Kosten sowie entsprechend veränderter Personaleinsatzplanung verbunden. Generell war das Jahr 2020 von massiven Auslastungsschwankungen und damit besonderen unternehmerischen Herausforderungen gekennzeichnet:
- Hamsterkäufe im März: Patienten deckten sich mit Hygieneartikeln, Schmerzmittel & Co. ein. Apotheken verzeichneten im März ein Umsatzplus von 27% (der Absatz, also die Zahl abgegebener Packungen, legte dabei um fast 23% zu). Sowohl bei Hygieneartikeln als auch bei einzelnen Wirkstoffen (z.B. Paracetamol, Pneumokokken-Impfstoffe) waren sie mit Lieferengpässen konfrontiert. Ferner war es mit Zusatzaufwand verbunden, überhaupt an Ware zu gelangen, diese musste zum Teil überteuert eingekauft werden und Desinfektionsmittel wurde selbst im Labor hergestellt. Jede Nichtverfügbarkeit war zudem dem Kunden gegenüber erklärungsbedürftig.
- Massiver Rückgang der Kundenzahlen im April/Mai als Folge des ersten Lockdowns. Auch die ärztlichen Verordnungen, die das Gros der Umsätze der stationären Apotheken ausmachen, nahmen ab, da weniger Patienten Ärzte aufsuchten. Die Umsätze im April sanken um 18%, allerdings mit einer großen Streubreite in Abhängigkeit vom Apothekentypus: Vor allem Center-Apotheken und Offizine in Shoppingmalls, klassische Lauflage- und Innenstadt-Apotheken, Apotheken an Hochfrequenzstandorten (Bahnhof, Flughafen etc.) sowie in tourismus- und gesundheitsorientierten Standorten (u. a. Kurstädte) waren besonders betroffen, Wohnort- und Stadtteil-Apotheken sowie Landapotheken hingegen weniger.
- Der zweite Lockdown im November machte sich nicht mehr so stark bemerkbar und die positive Entwicklung im Dezember dürfte insbesondere auch der Abgabe von Schutzmasken an Risikopatienten bzw. ältere Menschen geschuldet sein.
In Summe haben sich auch 2020 die Arzneimittelausgaben erneut erhöht: Nach vorläufigen Schätzungen haben die GKVen – trotz der Mehrwertsteuersenkung in der zweiten Jahreshälfte – mit 41 Mrd. Euro fast 7% mehr für Arzneimittel ausgegeben als im Jahr zuvor. Damit dürfen die Apotheken auch 2020 mit einem Umsatzplus rechnen und präsentieren sich im Vergleich zu anderen Heilberufen – wie Zahnärzten oder Heilmittelerbringern – als weniger stark von der Pandemie betroffen. Aufgrund der höheren Aufwendungen dürfte sich das jedoch nicht direkt in der Marge widerspiegeln, zumal die Zahl der Rezepte (-3%) wie auch die Zahl der Arzneimittelpackungen rückläufig war und die Menge maßgeblich das Apothekenhonorar bestimmt. Die Tatsache, dass der Markt wuchs, während der Absatz sank, liegt wie in den vergangenen Jahren insbesondere an neu zugelassenen teuren Medikamenten (Patentmarkt) sowie an der Abgabe größerer Packungen, damit Patienten weniger häufig Arzt und Apotheker aufsuchen müssen.
Bei Selbstmedikation bzw. OTC hingegen waren starke Absatzeinbrüche (z.B. bei Körperpflege, Ernährungsprodukten) bzw. Verlagerungen hin zum Onlinehandel zu verzeichnen. Der Versandhandel und seine steigende Bedeutung während der Coronakrise sind nur ein Beispiel für den Digitalisierungsschub, der mit der Pandemie einherging. Digitale Gesundheitsdienstleistungen, Corona-Apps, telepharmazeutische Beratung, Online-Weiterbildungen, aber auch die digitale Verbreitung neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse, Open-Access-Datenbanken, KI-Anwendungen z.B. für Therapieanwendung, Pandemiebekämpfung etc. haben an Bedeutung gewonnen.
Quellen:
- IQVIA – IQVIA Marktbericfht Classic – Entwicklung des deutschen Pharmamarktes im Dreivierteiljahr 2020
- DAZ.online – Weniger Rezepte im Pandemiejahr 2020
- Bundesministerium für Gesundheit – Finanzentwicklung der GKV im 1. bis 3. Quartal 2020
- ABDA – In der Corona-Pandemie große Zufriedenheit mit Apotheken
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