Global Women‘s Health Index zeigt Missstände bei der Frauengesundheit auf

Global Women‘s Health Index zeigt Missstände bei der Frauengesundheit auf

Im Rahmen des World Health Summit wurden die Ergebnisse des Hologic Global Women´s Health Index vorgestellt. Diese globale Studie des Medizintechnikunternehmens Hologic in Zusammenarbeit mit dem Analyse- und Beratungsunternehmen Gallup untersucht kritische Marker für Frauengesundheit. Es zeigt sich, dass Frauen größtenteils nicht ausreichend versorgt sind. Im weltweiten Ranking belegt Deutschland den sechsten Platz.

Die Ergebnisse basieren auf Erfahrungen von rund 60.000 Frauen und Mädchen aus 116 Ländern und Regionen. Die Befragung beruht auf insgesamt fünf unterschiedlichen Dimensionen von Gesundheit, die alle Auswirkungen auf die Lebenserwartung von Frauen haben:

  • Vorsorge
  • Individuelle Gesundheit
  • Grundbedürfnisse
  • Emotionale Gesundheit
  • Einschätzung der medizinischen Versorgung und Sicherheit in der Region

Im Bereich Vorsorge gaben 61% (mehr als 1,5 Mrd. Frauen) der Befragten an, auf keine der für Frauen schädlichsten Erkrankungen wie z.B. Diabetes, Krebs, sexuell übertragbare Krankheiten oder Infektionen getestet worden zu sein. 40% (ca. 1 Mrd. Frauen) haben laut der Studie im letzten Jahr mit keinem Arzt gesprochen und aufgrund von gesundheitlichen Problemen kann jede fünfte Frau bestimmte ihrem Alter entsprechende Dinge nicht ausüben.

Kein Land und keine Region erreichten in dieser Studie 100 Punkte. Den höchsten Länder-Score verzeichnet Taiwan mit 69 von 100 möglichen Punkten. Deutschland liegt mit 65 Punkten über dem globalen Durchschnitt und belegt so Platz sechs. Weitere nord- und westeuropäische Länder liegen in ähnlichen Punktzahlbereichen. Einkommensstarke Volkswirtschaften erzielen in der Regel eine höhere Punktzahl. Durchschnittlich erreichen sie 61 Punkte, während die einkommensschwachen lediglich auf 49 kommen. Länder mit den niedrigsten Scores weisen üblicherweise auch eine schwache Infrastruktur im Gesundheitssystem auf.

 

Kommentar:

Die Tatsache, dass Frauen in Gesundheitsfragen oft das Nachsehen haben, ist bereits seit Längerem bekannt. Im Medizinstudium und der Forschung stand lange Zeit das männliche Geschlecht im Vordergrund, während der weibliche Körper gänzlich ignoriert wurde. Die Einbeziehung beider Geschlechter ist jedoch enorm wichtig, da z.B. Arzneimittel bei Frauen häufig anders wirken als bei Männern. Auch zeigen Frauen bei einigen Krankheitsbildern andere Symptome als Männer, was häufig dazu führt, dass die Zeit bis zur Diagnosestellung bei den Frauen länger andauert oder gar eine falsche Diagnose gestellt wird. Die Lehre an den medizinischen Fakultäten zeigt auch heute noch größere Defizite im Bereich der geschlechtssensiblen Medizin. Laut einem Gutachten des Bundesgesundheitsministeriums werden an etwa 70% der medizinischen Fakultäten in Deutschland Geschlechterunterschiede bei Symptomen, Krankheiten und Therapien nur punktuell behandelt. Um eine Gleichbehandlung von Mann und Frau in der medizinischen Versorgung zu erreichen, müssten jedoch die Studierenden bereits im Medizinstudium für die Gendermedizin sensibilisiert werden.

Quelle: The Hologic Global Women’s Health Index

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