Niedergelassene: Chirurgie weiterhin Männerdomäne

Niedergelassene: Chirurgie weiterhin Männerdomäne

Chirurginnen bilden auf dem ambulanten Markt weiterhin die Ausnahme. Dies geht aus einer aktuellen Auswertung des ATLAS MEDICUS® Marktatlas hervor. Absolut betrachtet gibt es in den einwohnerstarken Flächenstaaten die meisten Chirurginnen. An der Spitze liegt Nordrhein-Westfalen mit 143 weiblichen Vertretern der Fachgruppe, gefolgt von Bayern mit 86 Ärztinnen und Baden-Württemberg (82). Erwartungsgemäß praktizieren in den Stadtstaaten und in den flächenmäßig kleineren KV-Regionen nur wenige Chirurginnen. Bezogen auf die Einwohnerzahl stehen den Patienten – mit Ausnahme des Saarlandes – in diesen Regionen jedoch überdurchschnittlich viele Frauen für die chirurgische Versorgung zur Verfügung (vgl. rote Einfärbung auf der Karte).

Abb. ATLAS MEDICUS® Marktatlas: Anzahl der Chirurginnen nach KV-Regionen (Stand 04/2022)

Hinweis: Die Einfärbung der KV-Regionen bezieht sich auf die Einwohner-Chirurginnen-Relation der jeweiligen KV-Region. Regionen mit vielen Einwohnern je Chirurgin sind grün eingefärbt. Im Gegenzug sind Regionen mit einer geringen Einwohner-Chirurginnen-Dichte rot gekennzeichnet.

Quelle: ATLAS MEDICUS®

Der Vergleich mit der Anzahl der männlichen Kollegen je Region erlaubt eine Aussage über den Frauenanteil in der Chirurgie. Während in Deutschland in der fachgruppenübergreifenden Betrachtung mittlerweile nahezu die Hälfte (48%) aller im ambulanten Bereich tätigen Mediziner weiblich ist liegt der Frauenanteil im Bereich der Chirurgie bei lediglich 17%. Dabei gibt es zum Teil große Unterschiede zwischen den Regionen. Besonders schlecht schneidet das Saarland mit 7,2% ab. Auch in Mecklenburg-Vorpommern, Westfalen-Lippe und Bayern sind die Ärztinnen mit Anteilen unter 15% ebenfalls schlecht repräsentiert. Auffallend viele Chirurginnen arbeiten in Bremen und Berlin (vgl. Tab.)

Tabelle: Anteil der Ärztinnen an den ambulant tätigen ChirurgInnen nach Region (Stand 04/2022)

Region

Frauenanteil

Baden-Württemberg

17,4%

Bayern

14,1%

Berlin

26,5%

Brandenburg

15,4%

Bremen

27,4%

Hamburg

22,9%

Hessen

18,3%

Mecklenburg-Vorpommern

12,4%

Niedersachsen

17,4%

Nordrhein

19,9%

Rheinland-Pfalz

15,4%

Saarland

7,2%

Sachsen

18,5%

Sachsen-Anhalt

17,6%

Schleswig-Holstein

17,4%

Thüringen

16,2%

Westfalen-Lippe

12,5%

Deutschland

17,2%

Quelle: ATLAS MEDICUS® Marktatlas

 

Kommentar:

Mittlerweile sind rund 70% der Studienanfänger in der Medizin weiblich. Für die künftige Sicherung der ambulanten Versorgung sind Frauen deshalb unverzichtbar. Dies gilt auch für die Chirurgie und den ambulanten Bereich. Wie aus den Zahlen des ATLAS MEDICUS® Marktatlas hervorgeht, sind in der nach wie vor offenbar klassischen Männerdomäne besondere Anstrengungen erforderlich. Diese müssen bereits in den Kliniken ansetzen, wo Frauen noch viel zu selten in den Führungspositionen vertreten sind und somit Vorbilder für Nachwuchschirurginnen fehlen.

Verein zur Förderung von Frauen in der Chirurgie gegründet

Einen wichtigen Beitrag zur Förderung von Chirurginnen könnte der 2021 gegründete Verein “Die Chirurginnen e.V.” leisten. Er arbeitet am Aufbau eines deutschsprachigen Netzwerkes nach amerikanischem Vorbild. Ziel ist es, dank der Möglichkeit des Erfahrungs- und Wissensaustauschs, Mentoring-Programmen, Beratung bei Forschungstätigkeiten, Angeboten im Bereich Hospitationen und Nachwuchsförderung etc. Chirurginnen in den Kliniken und im ambulanten Bereich sowie interessierte Studentinnen zu unterstützen. Detaillierte Informationen gibt es unter https://chirurginnen.com.

Quellen:

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