Private Einkünfte sind für zahlreiche Praxen von großer Bedeutung. Eine aktuelle Analyse aus der Heilberufedatenbank ATLAS MEDICUS® für Praxen in Westdeutschland zeigt jedoch erhebliche Unterschiede je nach Fachrichtung. Der Anteil der privaten Einkünfte (einschließlich Selbstzahlerleistungen) am Gesamtumsatz variiert zwischen knapp 8 und fast 52%, abhängig von der betrachteten Fachrichtung. Dermatologen und Orthopäden führen hierbei die Liste an, während die Fachgruppen im Bereich Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde am unteren Ende stehen (siehe Abbildung). Fachrichtungen mit diagnostischen Schwerpunkten oder einem hohen Anteil an technischen Leistungen erzielen im Vergleich zu Fachrichtungen mit vorwiegend konsultativer Tätigkeit deutlich höhere Anteile an privaten Einkünften. Ein Grund hierfür kann darin liegen, dass technische Leistungen gemäß der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) meist deutlich besser vergütet werden als nach dem Einheitlichen Bewertungsmaßstab (EBM). Zudem spielen bei den Top-5-Fachrichtungen Einnahmen aus Selbstzahlerleistungen und individuellen Gesundheitsleistungen (IGeL) eine überdurchschnittlich große Rolle. Die Dermatologie als Spitzenreiter in Sachen Privatumsatzanteil kann hierbei mit Leistungen im Bereich Kosmetik und ästhetische Medizin punkten. In der Zahnmedizin erklärt sich der hohe Privat- und Selbstzahleranteil durch die üblichen Eigenbeteiligungen der gesetzlich versicherten Patienten (insbesondere im Bereich Zahnersatz und Kieferorthopädie).
Abbildung: Privat- und Selbstzahleranteile nach Fachgruppen: Top Five und Bottom Five (12/2022)
Quelle: https://www.atlas-medicus.de
Kommentar:
In Deutschland sind nur rund 10,3% der Bevölkerung privat versichert. Trotz dieses im Vergleich zu den gesetzlich Krankenversicherten geringen Anteils kommt den Privat- und Selbstzahlereinnahmen, bezogen auf die Gesamteinnahmen insbesondere im ambulanten Bereich, eine überproportionale Bedeutung zu. So liegt der durchschnittliche Privatanteil an den Gesamteinnahmen der Niedergelassenen mit rund 26% mehr als doppelt so hoch wie der Anteil der PKV-Versicherten an den Gesamtversicherten. Privateinnahmen tragen damit nicht nur zur Sicherung der wirtschaftlichen Existenz der Praxen, ihrer Investitionsfähigkeit und schließlich zur Aufrechterhaltung eines innovativen ambulanten Behandlungsangebots für die Bevölkerung bei, sondern auch zur Attraktivität der ambulanten Tätigkeit für den dringend benötigten ärztlichen Nachwuchs.
Quellen: