Universitätsklinikum Schleswig-Holstein wird Teil des bundesweiten Versorgungsprojekts PAIN2.0

Universitätsklinikum Schleswig-Holstein wird Teil des bundesweiten Versorgungsprojekts PAIN2.0

In Schleswig-Holstein leiden rund 5% der Menschen unter chronischen Schmerzen wie Kopf-, Rücken- oder Gelenkschmerzen – d.h. über einen längeren Zeitraum als sechs Monate oder regelmäßig wiederkehrend. Das geht aus dem Morbiditäts- und Sozialatlas der Barmer Krankenversicherung hervor. Ein von der Barmer und der Deutschen Schmerzgesellschaft auf Bundesebene initiiertes interdisziplinäres Versorgungsprojekt aus dem Innovationsfonds zielt künftig darauf ab, die Chronifizierung von Schmerzen zu verhindern und die Prävention in der Schmerzmedizin zu stärken, indem Schmerzerkrankungen frühestmöglich behandelt werden. Im Land angeboten wird das Projekt namens PAIN2.0 am Campus Lübeck des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH).

Interdisziplinäres Therapieprogramm für Schmerzpatienten

Geeignete Patienten können sich ab sofort beim UKSH melden. Das Projekt ist unabhängig der abgeschlossenen Krankenversicherung an Erwachsene ab 18 Jahren mit Risikofaktoren für chronische Schmerzen gerichtet. Dazu zählen beispielsweise Menschen, deren Stimmung bereits durch die regelmäßigen Schmerzen negativ beeinflusst ist, die aufgrund chronischer Schmerzen arbeitsunfähig oder in ihrem Alltag beeinträchtigt sind. Das zehnwöchige, ambulant durchgeführte Therapieprogramm findet in enger Zusammenarbeit verschiedener medizinischer Disziplinen bestehend aus Fachärzten, Physio- und Psychotherapeuten statt. Im Mittelpunkt stehen dabei neben den körperlichen auch die seelischen Ursachen, die Schmerzen bedingen können. Bestandteil des Versorgungsprojekts ist eine die verschiedenen Disziplinen umfassende Eingangsuntersuchung, aus der eine individuelle Therapieempfehlung hervorgeht. Ziel ist es, den Menschen hilfreiches Wissen im Umgang mit den Schmerzen zu vermitteln, zu einer Steigerung des Wohlbefindens beizutragen und letztendlich die Schmerzkarrieren zu beenden oder bereits vor dem Beginn zu verhindern. Um eine Versorgung chronischer Schmerzpatienten auch langfristig zu gewährleisten, wird das Versorgungsprojekt wissenschaftlich begleitet.

Kommentar:

Aktuell leiden 3,9 Mio. Menschen deutschlandweit an teils schweren und hochproblematischen chronischen Schmerzen, die auch psychische Beeinträchtigungen mit sich bringen können. Laut einer Statista Onlineumfrage unter rund 1.000 Befragten ab 18 Jahren aus dem Jahr 2021 gehören zu den geschlechterübergreifend am häufigsten auftretenden Schmerzen in Deutschland (vgl. Abbildung 1):

  • Kopfschmerzen (69%)
  • Rückenschmerzen (67%)
  • Gelenkschmerzen (45%)

Abbildung 1: Arten von Schmerzen nach Häufigkeit des Auftretens

Arten von Schmerzen nach Häufigkeit des Auftretens

Frauen sind mit 75% am meisten von Kopfschmerzen betroffen, während Männer Rückenschmerzen am ehesten beklagen. Im Allgemeinen gibt das weibliche Geschlecht deutlich öfter an, unter Schmerzen zu leiden.

Deutlich zu wenig Schmerzmediziner zur Versorgung der Patienten

Krankhaft anhaltende Schmerzen sind häufig eine Begleitsymptomatik von unterschiedlichen Erkrankungen. Zudem finden sie ihre Ursache in therapeutischen Maßnahmen wie Operationen oder vorangegangenen Verletzungen. Nicht selten gibt es aber auch keine erkennbare Ursache. Frühzeitig erkannt können chronische Schmerzen von entsprechend qualifizierten Ärzten bereits in der Regelversorgung behandelt werden. Mit der gegenwärtigen Zahl an ambulant tätigen Schmerztherapeuten von lediglich 1.329 können aber schon heute qualitätsbedingt nur rund 400.000 Patienten pro Quartal versorgt werden. Das Versorgungsprojekt PAIN2.0 bietet daher eine gute Möglichkeit, die Versorgung von Schmerzpatienten zu verbessern. Aktuell gibt es, neben dem Zentrum am UKSH, über die Bundesrepublik verteilt insgesamt 22 PAIN2.0-Zentren.

Quellen:

Nadine Brohammer
Autor Nadine Brohammer
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