Versorgungssicherheit: Droht in Bayern ein Zahnarztmangel?

Versorgungssicherheit: Droht in Bayern ein Zahnarztmangel?

Bis 2030 wird voraussichtlich etwa die Hälfte der heute noch praktizierenden Zahnärzte im Ruhestand sein. Dadurch wird ein nicht unerheblicher Engpass in der zahnmedizinischen Versorgung eintreten. Ausgehend von der Altersstruktur der Zahnärzte zeichnen sich auch in Bayern künftige Versorgungsprobleme ab. In der KZV-Region haben bereits heute rund 44% der Zahnärzte das Alter von 50 Jahren überschritten.

Regionale Unterschiede in der zahnärztlichen Versorgung

Nach einer aktuellen Auswertung aus Atlas Medicus beträgt das Verhältnis von Einwohnern zu Zahnärzten in der gesamten KZV-Region Bayerns rund 1.363 zu 1. Damit ist die Versorgungslage besser als im Bundesdurchschnitt (1.435). Der genauere Blick auf die Karte des Atlas Medicus Marktatlas (vgl. Abb.) zeigt jedoch je nach Landkreis oder kreisfreier Stadt zum Teil größere Abweichungen. Von potenziellen Versorgungsproblemen betroffen sind dabei die grün – und insbesondere die dunkelgrün – eingefärbten Regionen, in denen also die Zahl der Einwohner je Zahnarzt höher liegt als im Durchschnitt der gesamten Region. Aus Sicht der praktizierenden oder niederlassungswilligen Zahnärzte kennzeichnen sich diese Gebiete durch eine vorteilhafte Konkurrenzsituation, während sie aus Perspektive der Versorgung jedoch negativ zu beurteilen sind.

Abb. Atlas Medicus Marktatlas: Zahl der Zahnärzte und Abweichung der Versorgungsdichte vom Durchschnitt Bayerns

Karte zur Zahnarztversorgung in Bayern (Anzahl der Zahnärzte und Zahnarztdichte) unterteilt nach Landkreisen und kreisfreien Städten

Quelle: ATLAS MEDICUS

Insgesamt fallen aus diesem Blickwinkel gut 50% der Planungsregionen in den (eher) kritischen Bereich. Laut Atlas Medicus Marktatlas sind insbesondere die Landkreise Landshut, Unterallgäu, Coburg, Eichstätt, Dillingen a.d. Donau und Schweinfurt zahnärztlich deutlich schlechter versorgt als die übrigen Planungsbereiche in Bayern.

Überdurchschnittlich gut ist die Versorgungssituation für die Bevölkerung hingegen in den rot bzw. orange eingefärbten Regionen, wobei sich ein deutliches Versorgungsgefälle zwischen kreisfreien Städten und den Landkreisen ergibt. Versorgungsspitzenreiter bei der Zahnmedizin in Bayern sind demnach die Städte Würzburg, Aschaffenburg, Regensburg, Rosenheim, Landshut und Straubing. Diese kennzeichnen sich durch eine hohe Zahnarztdichte – und damit aus dem Blickwinkel der praktizierenden Zahnärzte durch eine hohe Konkurrenzsituation.

Maßnahmen zur langfristigen Sicherung der zahnärztlichen Versorgung erforderlich

Der genauere Blick auf die Altersstruktur der Zahnärzte in den einzelnen Landkreisen und kreisfreien Städten zeigt größere Abweichungen. Während in Kempten (SK), München (SK), Tirschenreuth (LK), Fürth (SK) und Amberg (SK) die Anteile der über 55-jährigen Zahnärzte noch unter 35% liegen, macht diese Altersgruppe in Wunsiedel i. Fichtelgebirge (LK) und in Coburg (SK und LK) bereits mehr als 61% aus. Im Landkreis Hof zeigt sich die Überalterung besonders stark. Hier sind bereits knapp 72% der Zahnärzte über 55 Jahre alt. Ausgehend von der demografischen Entwicklung und der Überalterung der Zahnärzte werden sich in den kommenden Jahren aller Voraussicht nach in einigen Regionen Bayerns Versorgungsprobleme ergeben. Bei den humanmedizinischen Fachrichtungen und vor allem im Bereich der hausärztlichen Versorgung sind diese Probleme bereits seit Langem Realität. Zur Sicherung des ärztlichen Nachwuchses gibt es deshalb zahlreiche Förderansätze. Diese könnten als „Blaupause“ auch im zahnärztlichen Bereich zum Ansatz kommen.

 

Kommentar:

Der aktuelle Trend der Überalterung der Zahnärzte manifestiert sich nicht nur in einigen Regionen Bayerns, sondern auch in Gebieten anderer KZV-Regionen Deutschlands. Erste KZVen haben bereits Maßnahmen zur Förderung des zahnärztlichen Nachwuchses ergriffen. Doch insgesamt ist Deutschland im europäischen Vergleich in Sachen Zahnarztversorgung noch gut aufgestellt. Dies geht aus der aktuellen Marktstudie „Atlas Dental Europa 2024“ hervor, die die europaweit relevanten Entwicklungen im Bereich des Dentalmarktes untersucht und wichtige Daten und Fakten rund um den Dentalmarkt liefert.

Zur Studie Atlas Dental Europa 2024: https://www.rebmann-research.de/publikationen/

Zur Pressemitteilung: https://www.rebmann-research.de/presse-pressemitteilung-atlas-dental

Quellen:

Dr. Elisabeth Leonhard
Autor Dr. Elisabeth Leonhard
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