Zahnheilkunde: Thüringen kämpft gegen Praxissterben

Zahnheilkunde: Thüringen kämpft gegen Praxissterben

Bis 2030 werden rund 50% der heute praktizierenden Zahnärzte voraussichtlich im Ruhestand sein. Fachleute rechnen deshalb mit einer deutlichen Verschlechterung der Versorgungslage. Ausgehend von der Altersstruktur der Zahnärzte zeichnen sich auch in Thüringen künftige Versorgungsprobleme ab. Einige Landkreise sind hiervon besonders betroffen.

Laut einer Atlas Medicus-Auswertung kommen auf Ebene der gesamten KZV-Region Thüringen rund 1.418 Einwohner auf einen Vertragszahnarzt (Zahnheilkunde). Damit ist die Versorgungslage etwas besser als im Bundesdurchschnitt (1.435). Der genauere Blick zeigt jedoch je nach Landkreis oder kreisfreier Stadt zum Teil größere Abweichungen. Von potenziellen Versorgungsproblemen betroffen sind dabei insbesondere die dunkelgrün eingefärbten Regionen (vgl. Abb.), in denen die Zahl der Einwohner je Zahnarzt deutlich höher liegt als im Durchschnitt der gesamten KZV-Region. Aus Sicht der Zahnärzte kennzeichnen sich diese Gebiete durch eine vorteilhafte Konkurrenzsituation, während sie aus Perspektive der Versorgung jedoch negativ zu beurteilen sind.

Abb. Zahnarztdichte (Zahnheilkunde) Thüringen nach Planungsbereichen

Landkarte mit zahnärztlicher Versorgungsdichte, Kassenzahnärztliche Vereinigung Thüringen

Quelle: ATLAS MEDICUS®, REBMANN RESEARCH

Städte Suhl und Weimar als Versorgungsspitzenreiter

Insbesondere das Weimarer Land sowie der Landkreis Hildburghausen sind mit knapp 2.170 und rund 1.820 Einwohnern je Zahnarzt zahnheilkundlich deutlich schlechter versorgt als die übrigen Planungsbereiche der KZV-Region. Überdurchschnittlich gut ist die Versorgungslage hingegen in den rot eingefärbten Regionen; allen voran die kreisfreien Städte Suhl (rund 1.100 EW/ZA) und Weimar (ca. 1.120 EW/ZA). Auch Jena und Erfurt kennzeichnen sich durch eine hohe Zahnarztdichte – und damit aus dem Blickwinkel der praktizierenden Zahnärzte durch eine hohe Konkurrenzsituation.

Laut Bedarfsplan gegenwärtig kein Planungsbereich unterversorgt

Konkret bewerten lässt sich der Versorgungsgrad auf Basis der offiziellen Verhältniszahlen. Diese unterscheiden nach der Bevölkerungsdichte. Zahnärzte in ländlichen Gebieten haben im Durchschnitt eine höhere Zahl an Patienten zu versorgen als ihre Kollegen in Ballungsgebieten oder Großstädten. In Thüringen kommt für die kreisfreien Städte Erfurt, Gera und Jena die Verhältniszahl von 1.280 Einwohner/Zahnarzt zum Ansatz, während für alle übrigen Planungsbereiche die Relation bei 1.680 Einwohnern je Zahnarzt liegt. Eine Überversorgung wird bei einem Versorgungsgrad von 110% festgestellt, eine Unterversorgung bei unter 50%. Der Übersicht der KZV Thüringen zufolge (Stand 31.12.2022) kommt es in keinem Mittelbereich zu einer Unterversorgung. In 5 der insgesamt 22 Planungsbereiche liegt der Versorgungsgrad jedoch bereits unter 100%. Damit ist es wahrscheinlich, dass diese Regionen in den kommenden Jahren zu den ersten zählen, die – bedingt durch den Renteneintritt der älteren Zahnärzte – von Versorgungslücken betroffen sein werden.

 

Kommentar:

Das Durchschnittsalter der Zahnärzte in Thüringen liegt mit 53 Jahren deutlich über dem Bundesdurchschnitt. Zur Beurteilung der künftigen Versorgungssituation ist der genauere Blick auf die Altersstrukturen der einzelnen Planungsbereiche von Interesse. Während im Weimarer Land, in Weimar, Jena sowie im Ilm-Kreis und im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt die Anteile der über 55-jährigen Zahnärzte laut Atlas Medicus noch unter 55% liegen, macht diese Altersgruppe in Schmalkalden-Meiningen, dem Saale-Orla-Kreis und dem Landkreis Nordhausen jeweils rund drei Viertel der Zahnmediziner aus.

Sömmerda und Hildburghausen besonders von Überalterung der Zahnärzte betroffen

In den Landkreisen Sömmerda und Hildburghausen sind bereits mehr als 80% der Allgemeinzahnärzte älter als 55 Jahre. Infolge der demografischen Entwicklung und der Überalterung der Zahnärzte werden sich somit aller Voraussicht nach auch in einigen Regionen Thüringens Versorgungsprobleme ergeben. Der Freistaat hat deshalb die Initiative ergriffen. Rückwirkend zum 1.1.2024 wurde die Niederlassungsförderung auf Zahnarztpraxen (und Apotheken) ausgeweitet und die maximale Förderhöhe auf 40.000 Euro verdoppelt. Daneben bietet auch die Kassenzahnärztliche Vereinigung Thüringen verschiedene Fördermöglichkeiten – darunter auch eine Niederlassungsförderung (vgl. https://www.kzvth.de/foerderprogramme).

Quellen:

Dr. Elisabeth Leonhard
Autor Dr. Elisabeth Leonhard
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