In Summe gibt es aktuell 17.559 Apotheken deutschlandweit – vor 15 Jahren waren es noch 21.600 Offizine. Damals versorgte eine Apotheke noch knapp 3.800 Einwohner – mittlerweile sind es mehr als 4.800.
Aufgrund der demografischen Entwicklung – das Gros der KundInnen von Apotheken sind ältere Menschen, der Arzneimittelverbrauch korreliert mit dem Alter – ist die tatsächliche Kundenfrequenz noch stärker gestiegen. Im Gegensatz zu anderen Einzelhändlern ist bei Apotheken, insbesondere im ländlichen Raum ‚weniger Konkurrenz‘ nicht unbedingt positiv zu interpretieren: Die Fläche der Apotheke ist nicht unendlich skalierbar und insbesondere die Knappheit von qualifiziertem Personal macht den Apotheken angesichts zunehmender Kundenströme zu schaffen. Gleichzeitig müssen mit jeder schließenden Apotheke die verbleibenden Mitbewerber im Umfeld entsprechend mehr Nacht- und Notdienste übernehmen, was zu einer höheren Arbeitszeit(belastung) der approbierten Apotheker und Apothekerinnen führt; das lässt entweder die Personalkosten nach oben schnellen oder der/die Inhaberin muss entsprechend mehr arbeiten. Auch für Botendienste müssen weitere (und damit noch weniger rentable) Wege in Kauf genommen werden, wenn Mitbewerber in Nachbargemeinden ausscheiden.
Steigende Anforderungen an die Apotheken und das Personal
Generell gehen auch die Regularien bzw. bürokratischen Erfordernisse mit einem erhöhten Beratungsbedarf einher, z.B. müssen Lieferengpässe, Medikamentenumstellungen aufgrund neuer Rabattverträge oder Ähnliches den PatientInnen gegenüber erklärt werden.
Gleichzeitig sieht der Gesetzgeber neue Leistungen für Apotheken jenseits der Arzneimittelausgabe vor, z.B. die jüngst eingeführten pharmazeutischen Dienstleistungen (Medikationsanalysen etc.) oder die Durchführung von Impfungen. Gerade bei Landapotheken stellt sich dabei die Frage, ob die Apotheken bei stetig steigenden Patientenzahlen und gleichzeitig knapper Personalausstattung überhaupt die (Zeit)Ressourcen dafür besitzen, diese Dienstleistungen anzubieten (für die auch Weiterbildungen und damit zeitlicher Einsatz nötig sind). Steigende Kosten können dabei vom Apotheker/in nicht an den Kunden weiter gegeben werden, denn die Preise für Rx-Arzneien, und das macht das Gros des Umsatzes aus, sind reguliert.
Steigende Umsätze, jedoch rückläufige Margen!
Einerseits lassen die zuletzt stark gestiegenen Kosten (Inflation, Energie, Personal etc.) die Margen sinken, andererseits trägt auch der Gesetzgeber dazu bei, z.B. indem er den Apothekenabschlag je abgegebenem Arzneimittel temporär für zwei Jahre erhöht hat. Hinzu kommt, dass immer mehr hochpreisige Arzneien verordnet werden, die zwar die Kosten für das Solidarsystem in die Höhe treiben, nicht jedoch die Honorare der Apotheken. Die jüngst eingeführten 50 Cent, um Teile des Zusatzaufwands bei Lieferengpässen aufzufangen, sind nicht kostendeckend. Einschränkend muss erwähnt werden, dass die Apotheken von einem sehr guten Niveau aus kommen, denn die beiden Corona Jahre hatten ihnen Zusatzerlöse und zusätzliche Gewinne verschafft. Mittlerweile schreibt sich jedoch der Trend der Vorjahre, sprich sinkende GKV-Margen, weiter fort und spitzt sich zu, denn den hohen Inflations- und Zinsniveaus steht das konstante Apothekenfixum gegenüber. Das Apothekenhonorar für Rx-Arzneien bemisst sich nämlich insbesondere dieses Fixhonorars, das seit über zehn Jahren nicht angepasst wurde – der umsatzbezogene Anteil hingegen macht einen nur geringeren Anteil aus. Das bedeutet auch, dass mit einem zunehmenden Anteil teurer Arzneien bzw. Hochpreisern die Apotheken nicht entsprechend mitverdienen.
Kommentar:
In Summe hat damit der Kostendruck auf die Apotheken stark zugenommen, laut Kreditversicherern führte das in 2023 bereits zu einer zunehmenden Zahl an Insolvenzen in einer Branche, die davon bislang nur in Einzelfällen betroffen war. Gemäß der Treuhand Hannover sei aktuell jeder dritte Betrieb in seiner Existenz bedroht, und jede zehnte Apotheke verbuche bereits Verluste. Das durchschnittliche Betriebsergebnis, so deren Prognose, würde 2024 auf 136.000 Euro sinken (im Vergleich zu 141.000 im Vorjahr). Das Skontourteil des Bundesgerichtshofs vom Februar 2024 dürfte die Situation weiter verschärfen.
Angesichts dieser Gemengelage verwundert es nicht, dass die Branchenvertreter Protestaufrufe initiieren und es sogar zu Apothekenstreiks kam. Noch bleibt abzuwarten, wie der Gesetzgeber reagiert und inwieweit dieser die Apothekenhonorare im Rahmen der für 2024 geplanten Apothekenreform anpassen wird.
Quellen: