Fachkräftemangel: Rund 200 Engpassberufe im Jahr 2022

Fachkräftemangel: Rund 200 Engpassberufe im Jahr 2022

Wie die aktuelle Statistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) belegt, zählen zu den Engpassberufen 2022 die medizinische und zahnmedizinische Fachangestellte sowie in einigen Regionen der Human- und Zahnmediziner. Die BA hat 2022 insgesamt 1.200 Berufe bewertet und insgesamt 200 als Engpassberuf eingestuft. Das sind über 50 Berufe mehr als im Vorjahr. Am stärksten betroffen sind Pflegeberufe, Berufskraftfahrer, MFA, Bauberufe sowie Berufe in der Kinderbetreuung oder Kraftfahrzeugtechnik. Im Bereich der Spezialisten und Experten fehlt es an Apothekern, Architekten oder Beschäftigten im IT-Bereich.

Zu den Engpassindikatoren für die Bewertung der Statistik zählen:

  • Vakanzzeit (Median)
  • Arbeitssuchende im Vergleich zu Stellenangeboten
  • Berufsspezifische Arbeitslosenquote
  • Veränderung des Anteils sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung von Ausländern
  • Abgangsrate aus Arbeitslosigkeit
  • Entwicklung der mittleren Entgelte

Zusätzlich fließen vier Risikoindikatoren wie beispielsweise die Veränderung des Anteils älterer Beschäftigter und vier Ergänzungsindikatoren wie die berufliche Mobilität und die Teilzeitquote mit in die Bewertung ein.

Im Jahr 2022 entfiel die Hälfte der bei der BA gemeldeten Fachkräftestellen auf einen Engpassberuf. Dadurch wird der Mangel zusätzlich unterstrichen. Es suchten jedoch lediglich 25% der arbeitslosen Fachkräfte eine Beschäftigung in einem Engpassberuf auf. In jedem sechsten Fachkräfteberuf gibt es einen Mangel.

Engpassberufe in der Medizin

Mit einem Wert von 2,8 sind besonders die Pflegeberufe und die ZFA vom Engpass betroffen. Aber auch die MFA mit einem Wert von 2,5 belegt einen der oberen Plätze. Im Vergleich lag der Wert für diesen Beruf im Vorjahr bei 2,2. Andere medizinische Berufe wie beispielsweise Physiotherapeuten (Wert 2,7) oder Ergotherapeuten (Wert 2,5) sind ebenfalls vom Engpass betroffen.

Selbst der Berufsstand der Ärzte zeigt in vielen Regionen in Deutschland mit einem Wert von 2,0 Anzeichen für einen Engpass. Schleswig-Holstein, Hamburg, Berlin und Brandenburg liegen aktuell im Beobachtungsbereich. Für Mecklenburg-Vorpommern liegen keine Daten vor. Im Hinblick auf den demografischen Wandel wird dieser Wert in den nächsten Jahren deutlich ansteigen. Eine Vielzahl der Ärzte und Zahnärzte geht in den nächsten Jahren in den Ruhestand. Da hierauf zu wenig Medizinstudienplätze entfallen, ist langfristig gesehen die medizinische Versorgung in Deutschland stark gefährdet.

Kommentar:

Der Bundestag hat am 23.6.2023 das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz beschlossen. Dies soll Fachkräften die Einwanderung in Deutschland erleichtern und somit dem Fachkräftemangel insbesondere in den Engpassberufen entgegenwirken. Insgesamt fehlen in vielen Regionen und Branchen gut ausgebildete Fachkräfte. Im Jahr 2022 lag die Zahl der offenen Stellen bei rund 1,98 Mio. Bürokratische Hürden und geforderte Deutschkenntnisse halten viele Menschen davon ab, sich für eine Einwanderung nach Deutschland zu entscheiden. In Deutschland gilt der Fachkräftemangel als eine der größten Wachstumsbremsen für die Wirtschaft. Mit dem neuen Gesetz strebt die Regierung an, dies zu ändern und damit die bürokratischen Hürden aus dem Weg zu räumen. Die mit dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz beschlossenen Regelungen beinhalten die Punkte:

  • Qualifikation: Künftig kann jeder mit einem Abschluss jeder qualifizierten Beschäftigung nachgehen können.
  • Erfahrung: Voraussetzung für die Einwanderung als Arbeitskraft ist eine Berufserfahrung von zwei Jahren. Der Berufsabschluss muss dafür nicht in Deutschland anerkannt sein.
  • Potenziale: Über eine Chancenkarte können Arbeitssuchende ihr Potenzial besser darstellen. Zu den Auswahlkriterien gehören Qualifikation, Deutsch- und Englischkenntnisse, Berufserfahrung, Deutschlandbezug, Alter und mitziehende Lebens- oder Ehepartner.

Zusätzlich zur Fachkräftestrategie setzt die Bundesregierung darauf, alle inländischen Potenziale zur Fachkräftesicherung auszuschöpfen. Unter anderem soll die Erwerbsbeteiligung von Frauen und Älteren ausgeschöpft werden.

Quellen:

Vanessa Dierberger
Autor Vanessa Dierberger
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