Die Ausgaben für Heilmittelbehandlungen sind gemäß GKV-HIS – in den letzten 5 Jahren um mehr als 50% gestiegen. Das Gros der steigenden Ausgaben der GKVen ist dabei weniger auf mehr Behandlungen als auf eine bessere Vergütung der entsprechenden Leistungen zurückzuführen.
Die GKV-Heilmittel-Schnellinformation weist für das Jahr 2022 Bruttoumsätze für Heilmittelerbringer in Höhe von 11,1 Mrd. Euro auf, ein Plus in Höhe von knapp 10% im Vergleich zum Vorjahr.
- Das Gros entfällt dabei mit 7,8 Mrd. Euro auf Physiotherapie,
- gefolgt von Ergotherapie (1,7 Mrd. Euro),
- Logopädie (1,3 Mrd. Euro)
- sowie Podologie (360 Mio. Euro).
Bessere Vergütung bei z.T. weniger Behandlungseinheiten
Innerhalb der Physiotherapie wiederum entfallen nahezu 80% der vergüteten Leistungen auf die in der folgenden Tabelle gelisteten 8 Leistungspositionen. 3 Mrd. Euro sind es alleine für die Einzelbehandlung Krankengymnastik. Gegenüber dem Vor-Corona-Niveau sind das fast ein Viertel mehr Verordnungsumsätze zulasten der GKVen, gleichzeitig ist die Zahl der Behandlungen mit 1% nahezu stabil geblieben.
Bedeutende physiotherapeutische Heilmittelleistungen
Bedeutende physiotherapeutische Heilmittelleistungen
Top Heilmittel | ||||||
Physiotherapie | (in Tsd. €) | |||||
Krankengymnastik/EB | 2.968.580 | 8,9% | 23,5% | 122.331.000 | 0,9% | 1,1% |
Manuelle Therapie | 941.424 | 4,6% | 17,0% | 32.309.000 | -3,3% | -7,9% |
Krankengymnasik-ZNS-Erwachsene/EB | 917.529 | 8,2% | 23,7% | 23.819.000 | -0,7% | -6,5% |
Manuelle Lymphdrainage 45 min | 757.876 | 10,3% | 35,4% | 17.123.000 | 1,3% | 3,6% |
Krankengymnastik (gerätegestützte)/EB | 146.023 | -4,3% | 42,9% | 3.217.000 | -11,8% | 14,1% |
Klassische Massagetherapie | 76.116 | 0,4% | -14,6% | 4.313.000 | -6,8% | -32,7% |
Ergänzende Maßnahmen | 250.118 | 8,0% | 11,8% | 21.445.000 | -1,6% | -13,9% |
Gruppentherapien | 1.664 | 46,7% | -19,6% | 101.000 | 34,7% | -38,8% |
Kommentar:
Generell war die Attraktivitätssteigerung der Berufsausübung und Vergütungserhöhungen für Heilmittelerbringer ein zentrales Anliegen des Gesetzgebers im Rahmen der gesetzlichen Reformierungen (Terminservice- und Versorgungsgesetz TSVG) in den letzten Jahren. In den Pandemiejahren 2020 und 2021 kam es teils zu massiven Einbrüchen bei den Heilmittelerbringern, da weniger verordnet wurde und Patienten auf Heilmittelbehandlungen verzichteten. Die verbesserte Vergütung hat damit auch dazu beigetragen, dass weniger Praxen in finanzielle Schieflagen gerieten.
Für die o.g. Leistungsposition Krankengymnastik erhielten Physiotherapeuten im vergangenen Jahr 2022 durchschnittlich 24,30 Euro; damit stieg die Vergütung gegenüber 2017 zwar um nahezu 50% für diese Leistung, es gilt jedoch zu bedenken, dass bei einer Behandlungsdauer von 15 bis 25 Minuten eine Minute mit etwa einem Euro vergütet wird. Ähnlich hoch ist die Vergütung bei einer 45-minütigen Lymphdrainage, für die 2022 durchschnittlich 44 Euro anfielen. Verglichen mit Stundensätzen, die z.B. Handwerker abrechnen, ist das immer noch vergleichsweise wenig, zumal aus Unternehmersicht die Praxiskosten etc. noch bedient werden müssen.
Gemäß TSVG sollen die Vergütungsverhandlungen mit den Heilmittelerbringern den Kostenentwicklungen Rechnung tragen. Angesichts Inflation, stark steigender Energiekosten sowie Fachkräftemangels sehen sich Heilmittelpraxen auch aktuell stark steigenden Aufwendungen gegenüber und fordern entsprechende Vergütungsanpassungen im zweistelligen Prozentbereich. Die Kassen hingegen prognostizieren mit 17 Mrd. Euro ein Rekorddefizit und wollen entsprechend Kostensteigerungen eindämmen.
Quelle: GKV Heilmittel – HIS-Berichte