Krankenhaus Rating Report 2023: Negativentwicklung bei der wirtschaftlichen Lage 2021

Krankenhaus Rating Report 2023: Negativentwicklung bei der wirtschaftlichen Lage 2021

Nachdem sich die Wirtschaftslage der Kliniken 2020 leicht erholt hatte, folgte 2021 wieder eine Verschlechterung. Dies geht aus dem aktuellen Krankenhaus Rating Report hervor, der vom RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung und der Institute for Healthcare Business GmbH (hcb) in Kooperation mit der Bank im Bistum Essen (BIB) erstellt wurde. So stieg der Anteil der Krankenhäuser mit erhöhter Insolvenzgefahr von 7% (2020) auf 11% (2021). Der Anteil der Krankenhäuser mit leichter Insolvenzgefahr sank von 25% auf 16%. Die aus wirtschaftlicher Sicht nicht gefährdeten Kliniken nahmen um 5 Prozentpunkte auf 73% zu. Mit 32% verzeichneten deutlich mehr Krankenhäuser einen Jahresverlust auf Konzernebene als 2020 (22%). Das durchschnittliche Jahresergebnis sank auf 0,8% der Erlöse (2020: 1,8%).

Kliniken im Süden sowie in öffentlicher Trägerschaft schneiden schlecht ab

Die Langzeitauswertung der Jahresabschlüsse (2007 bis 2020) zeigt konstante Zusammenhänge zwischen Wirtschafts- und Ertragslage sowie Region und Trägerschaft. Während ostdeutsche Kliniken bereits seit Jahren wirtschaftlich besser aufgestellt sind, bilden die in Bayern und Baden-Württemberg die Schlusslichter. Auch öffentlich-rechtliche Krankenhäuser schneiden im Vergleich mit privaten und freigemeinnützigen Einrichtungen schlecht ab, wenngleich sie mit nur leicht rückläufigen Erträgen (2019-2021) gegenüber den von einem stärkeren Ertragsrückgang betroffenen privaten Kliniken etwas aufholen konnten. Freigemeinnützige Krankenhäuser profitierten hingehen sogar von steigenden Erträgen. Größere Kliniken, Krankenhäuser in Klinikketten, Kliniken mit mittlerem oder hohem Spezialisierungsgrad sowie Krankenhäuser mit einem höheren Casemixindex schneiden beim Ertrag ebenfalls besser ab.

 

Kommentar:

Auf der Suche nach den Ursachen der verschlechterten Wirtschaftslage in der Klinikbranche identifizierten die Studienautoren im Wesentlichen zwei Faktoren. Mit einem geringfügigen Anstieg bei den Fallzahlen um rund 0,8% blieb auch 2022 das erforderliche Leistungswachstum weiterhin aus. 2020 hatte der Rückgang bei 13,5% und 2021 bei 0,3% gelegen. Zweitens konnten die rückläufigen Ausgleichszahlungen im Rahmen der Pandemie nicht im selben Ausmaß wie 2020 für finanzielle Entlastung sorgen.

Indessen stehen die Krankenhäuser laut Report aktuell vor weiteren ernst zu nehmenden Problemen:

  • Fortschreitender Substanzverzehr: Trotz 2021 leicht auf 3,3 Mrd. Euro gestiegenem Investitionsfördermittelvolumen der Länder (+ 0,6% gegenüber 2020) ist ein Substanzerhalt nicht gewährleistet. So lag der Anteil der Fördermittel an den Erlösen lediglich bei 3,2%; erforderlich wären jedoch laut Studienautoren mindestens 7%. Für die Plankrankenhäuser kommen sie auf eine für den Substanzerhalt notwendige jährliche Fördermittelsumme von mindestens 5,7 Mrd. Euro zuzüglich 0,9 Mrd. Euro für die Universitätsklinika. Da eine Kompensation aus den Erlösen immer schlechter möglich ist, zeigt sich ein zunehmender Substanzverzehr. Auffallend war hierbei der Rückgang des Sachanlagevermögens in Relation zu den Erlösen um 40% (2007-2021) in den ostdeutschen Kliniken. Westdeutsche Krankenhäuser starteten von einem schlechteren Niveau, verzeichneten jedoch einen geringeren Rückgang (-15%).
  • Zunehmende Personalknappheit: Trotz insgesamt steigender Beschäftigungszahlen im Gesundheitswesen sind die 2022 von Krankenhäusern gemeldeten offenen Stellen in den Gesundheitsberufen um 88% gegenüber 2015 gestiegen. Hierzu trägt u.a. der Trend zur Teilzeitarbeit bei. Im ärztlichen Dienst in Krankenhäusern erhöhte sich beispielsweise der Anteil der Teilzeitarbeitenden zwischen 2004 und 2020 von 22% auf 30%. In der Pflege bereiten insbesondere sinkende Beschäftigungsdauern Probleme.

Den Studienautoren zufolge werden sich künftig die Personalprobleme aufgrund des stark rückläufigen Erwerbspersonenpotenzials potenzieren. Von der geplanten Krankenhausreform erwarten sich die Experten einen starken Anreiz zur Zusammenlegung von Kliniken. Ausgehend von einem gewünschten Versorgungsgrad von 85% sowie der Umsetzung der Pläne zur Ambulantisierung halten sie für eine flächendeckende Versorgung bundesweit rund 1.200 Standorte mit insgesamt 316.000 Betten für ausreichend.

Quelle: RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung e.V. – Krankenhaus Rating Report 2023: Wirtschaftliche Lage deutscher Krankenhäuser hat sich 2021 wegen anhaltend niedriger Auslastung verschlechtert

Dr. Elisabeth Leonhard
Autor Dr. Elisabeth Leonhard
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