Schlechtere Zahlungsmoral von Firmenkunden

Schlechtere Zahlungsmoral von Firmenkunden

In dem aktuellen Zahlungsindikator von Creditreform, indem ca. 3,5 Mio. überfällige Rechnungen aus dem B2B-Segment vom ersten Halbjahr 2020 ausgewertet wurden, wird auf die negativen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf das Zahlungsverhalten, die Zahlungsziele sowie die Höhe der verspäteten Zahlungen hingewiesen:

  • Demnach hat sich die Verzugsdauer im Betrachtungszeitraum erhöht auf 10,8 Tage (plus 0,13 Tage).
  • Allerdings haben die Lieferanten auch – wahrscheinlich aufgrund des gestiegenen Risikos in der wirtschaftlich angespannten Situation – ihre Zahlungsziele gekürzt, auf durchschnittlich 32,1 Tage (Vorjahr: 32,3).
  • Am längsten ist der Zahlungsverzug bei der Rechtsform der UG (18,4 Tage), diese haben jedoch mit 21,1 auch äußerst kurze Zahlungsziele (bei der AG hingegen sind es 35,8 Tage).
  • Gestiegen ist auch der Wert zu spät gezahlter Rechnungen, auf 2.188 Euro (im Vorjahr waren es knapp 100 Euro weniger) – der Wert ist jedoch auch unabhängig von Corona im Langfristtrend gestiegen (plus 23% seit 2006).

Interessant ist, dass sich in jenen Branchen, die in der Shutdown-Phase eher profitieren konnten, der Zahlungsverzug im Gegensatz zum Durchschnittswert verkürzt haben, allen voran Verkehr und Logistik (von 15,6 auf 12,4 Tage); aber auch im Einzelhandel, Großhandel sowie der Konsumgüterindustrie.

Im Vergleich zu den durchschnittlich über alle Branchen hinweg zu verzeichnenden Trends zeigen sich auch entgegengesetzte Entwicklungen in dem Segment der Freien Berufe bzw. bei den unternehmensnahen Dienstleistungen:

  • Während die Lieferanten eben die Zahlungsziele generell verkürzt haben, scheint das Vertrauen in die unternehmensnahen Dienstleistungen auch weiterhin groß zu sein, denn dort wurden sogar längere Zahlungsziele gewährt. Sie lagen bei 25,1 Tagen im 1. Halbjahr 2020.
  • Bestärkt wird das Vertrauen auch dadurch, dass sich hier der durchschnittliche Rechnungsbetrag zu spät bezahlter Forderungen sogar verringert hat.
  • Gleichzeitig hat sich bei den ‚Freien Berufen‘ (die im Rahmen der Erhebung als eigene Kategorie in der Auflistung der Rechtsformen geführt werden) der Verzug verspäteter Zahlungen sogar verkürzt, und zwar stark von 15,7 auf 14,3 Tage.
  • Auffällig ist jedoch, dass in keiner anderen Rechtsform die Zahlungsziele so stark verkürzt wurden wie in den Freien Berufen, nämlich von 24,6 auf durchschnittlich 22 Tage; das dürfte sicherlich der Heterogenität dieser Gruppe geschuldet sein, denn darunter fallen nicht nur manche unternehmensnahen Dienstleistungen (Rechtsanwälte, Steuerberater, Unternehmensberater und Co., für die sich – wie oben dargestellt – ja ein anderes Bild zeigt), sondern auch jene Berufsgruppen, die besonders stark durch Corona betroffen sind bzw. waren (z.B. Heilmittelerbringer, Ärzte, Architekten / Ingenieure und insbesondere Kulturschaffende bzw. Künstler).

 

Weiterführende Informationen, wie Kommentierungen, Quellen etc. sind nur für ATLAS FREIE BERUFE Kunden ersichtlich.

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