Immer weniger Apotheken

Immer weniger Apotheken

Im Laufe des Januars dürften noch die Zahlen bekannt werden, wie viel Apotheken es zum Jahresende 2022 gab – erstmalig könnten es weniger als 18.000 sein. Die Zahl der Apotheken sinkt seit 2009 stetig um etwa 1 bis 2% pro Jahr; Ende 2021 waren es 18.461 und bereits zur Jahresmitte 2022 gab es 205 Apotheken weniger als zu Jahresbeginn. In ihren Worst-Case-Szenarien gehen Branchenvertreter davon aus, dass die Zahl der Apotheken in den nächsten zehn Jahren auf einen Wert von unter 15.000 sinken könnte. Hierzulande kommen etwa 22 Apotheken auf 100.000 Einwohner, was unterhalb des europäischen Durchschnitts (32) liegt. Am höchsten ist die Apothekendichte in Griechenland (97), am geringsten in Dänemark (9) und den Niederlanden (11). Bei sinkender Apothekenzahl und gleichzeitig leicht wachsender Bevölkerung wird sich somit auch weiterhin die Versorgungsdichte verschlechtern. Eine Apotheke versorgt im Bundesdurchschnitt mehr als 4.500 Menschen – vor zehn Jahren waren es noch 3.800.

Jedoch positive Wahrnehmung der Bevölkerung hinsichtlich der Apothekenversorgung

Trotz dieser Zahlen beurteilen die Menschen die Versorgung positiv, gemäß Gesundheitsmonitor des BAH wurde die Situation zuletzt (2021) sogar besser eingestuft als in den Jahren zuvor. Zwei Drittel der Einwohner haben demnach weniger als 2 km bis zur nächsten Apotheke; im Bundesdurchschnitt sind es 2,8 km, wobei der Wert variiert zwischen 2,7 km in Sachsen bis 4,6 km in Mecklenburg-Vorpommern.

Zwei Drittel der Deutschen haben weniger als 1 km bis zur nächsten Apotheke

Nicht nur die Wahrnehmung der Bevölkerung, auch die faktischen Analysen zeigen ein positives Bild. Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) zeigt in bundesweiten Landkarten, wie es um die Apothekendichte bestellt ist. Demnach haben 67% der Menschen hierzulande eine Apotheke sogar im Umkreis von bis zu 1.000 Metern.

Aber: große regionale Unterschiede

Das darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die Situation regional stark unterscheidet: So sind es in Brandenburg (53%) und Mecklenburg-Vorpommern (56%) jeweils nur gut die Hälfte der Einwohner, die innerhalb eines Kilometers eine Apotheke erreichen. Noch größer werden die Unterschiede, wenn man sich die Landkreise in den Karten des BBSR ansieht. So gibt es Gemeinden, in denen der entsprechende Wert bei nur 24% (Landkreis Freyung-Grafenau in Bayern) oder 25% (Lüchow-Dannenberg in Niedersachsen) liegt. Besonders gut hingegen ist die Versorgung in urbanen Gebieten, angeführt von den Städten Frankfurt (98% im Umfeld von bis zu einem Kilometer), Freiburg im Breisgau (97%) sowie München (96%).

 

Kommentar:

Diese regionalen Unterschiede werden sich angesichts Fachkräftemangel-/Nachfolgerproblematik etc. in den nächsten Jahren noch verschärfen. Hinzu kommt, dass in einigen ländlichen Regionen Patienten häufiger auf einen eigenen Pkw bzw. eine Mitfahrgelegenheit angewiesen sind und dass die Wege zu Nacht- und Notdienstapotheken oft sehr weit sind. Laut eines IGES-Gutachtens (von 2020) erreichen in Landgemeinden nur 22% der Einwohner in maximal 15 Minuten eine Apotheke. Zudem – so die Studie – ist die Versorgung häufig von nur einer einzigen Apotheke abhängig. Gemäß einer Stichprobenuntersuchung (in ländlichen Regionen) des ADAC sind insbesondere die Wege für Nacht- und Notdienste zum Teil erheblich. Für fast die Hälfte der Patienten in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg sind es mindestens 20 km, durchschnittlich waren es knapp 15 km.

Quellen:

Petra Seisl
Autor Dr. Petra Seisl
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