Die medizinische Fachangestellte (MFA) ist zum zweiten Mal in Folge der beliebteste duale Ausbildungsberuf bei den Frauen. Dieses Ergebnis geht aus der „Rangliste 2022 der Ausbildungsberufe nach Anzahl der Neuabschlüsse“ hervor – eine Erhebung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB). In den Top drei der beliebtesten weiblichen Ausbildungsberufe befinden sich mit der zahnmedizinischen Fachangestellten (ZFA) auf Rang drei, die lediglich hinter der Kauffrau für Büromanagement zurückbleibt, gleich zwei medizinische Berufe. Die Anzahl der mit weiblichen Bewerbern abgeschlossenen Ausbildungsverträge zur MFA beläuft sich in diesem Jahr auf 16.656, dicht gefolgt von den 16.116 Verträgen zur Kauffrau für Büromanagement. Die ZFA folgt mit einem etwas größeren Abstand und einer Anzahl von 13.011 unterzeichneten Ausbildungsverträgen (vgl. Abbildung 1).
Abbildung 1: Medizinische Ausbildungsberufe bei weiblichen Bewerbern ganz vorn
Trotz des im Vergleich erneut guten Abschneidens der MFA bei den Ausbildungsberufen ist für das aktuelle Jahr im Vorjahresvergleich eine Abnahme von 500 Verträgen zu verzeichnen. Der Bedarf an Fachkräften in den Praxen ist jedoch unverändert hoch und wird angesichts der demografischen Entwicklungen noch weiter zunehmen.
Medizinische Berufe liegen bei den Männern weit hinten, technische Berufe dominieren
Bei den Männern finden sich mit dem Kraftfahrzeugmechatroniker, dem Fachinformatiker und dem Elektroniker in den Top drei nach wie vor ausschließlich technische Berufe wieder (vgl. Tabelle 1). Medizinische Berufe sind auf den vorderen Rängen vergeblich zu finden. Erst auf Platz 63 findet sich unter den medizinischen Ausbildungsberufen der Augenoptiker mit 954 abgeschlossenen Ausbildungsverträgen, gefolgt vom medizinischen Fachangestellten auf Rang 72 (747 Verträge).
Tabelle 1: Ranking der beliebtesten Ausbildungsberufe bei Männern und Frauen
Rang | Frauen | Männer |
|---|---|---|
| 1 | Medizinische Fachangestellte | Kraftfahrzeugmechatroniker |
| 2 | Kauffrau für Büromanagement | Fachinformatiker |
| 3 | Zahnmedizinische Fachangestellte | Elektroniker |
| 4 | Verkäuferin | Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizung- und Klimatechnik |
| 5 | Kauffrau im Einzelhandel | Verkäufer |
| 6 | Industriekauffrau | Industriemechaniker |
Kommentar:
In den rückläufigen Zahlen bei den MFA sieht der Verband der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte (Virchowbund) insbesondere aufgrund der altersbedingt steigenden Patientenzahlen eine Gefährdung der zukünftigen ambulanten Versorgung. Als verschärfender Faktor kommt hinzu, dass berufserfahrene MFA zunehmend den Beruf verlassen. Grund dafür ist die steigende Arbeitsbelastung durch sich immer weiter verschärfende Vorgaben, aber auch das anspruchsvolle Patientenverhalten. Aktuelle Umfrageergebnisse zeigen, dass drei Viertel der Praxen erhebliche Schwierigkeiten bei der Suche nach Fachpersonal haben. Zur Sicherstellung der Versorgung ist laut Virchowbund die Schaffung von attraktiveren Rahmenbedingungen eine essenzielle Maßnahme. Neben dem Abbau von Bürokratie bietet die Einführung einer 4-Tage-Woche bei vollem Gehalt vielversprechendes Potenzial, um auch dem Wettbewerb mit den Kliniken standzuhalten. Der Verbund fordert zudem von den Kassen eine unmittelbare Refinanzierung der Tarifsteigerungen. Nullrunden bei den Honorarsteigerungen, die Gehaltssteigerungen für MFA behindern, seien nicht mit Lücken im Finanzierungssystem der Kassen zu rechtfertigen, wenngleich MFA mithilfe erheblich höherer Vergütungsangebote für die Arbeit als Sozialversicherungsfachangestellte aus den Praxen abgeworben werden.
Quellen:
