Steigende Energiepreise und Kreditzinsen
Wie die Privathaushalte müssen die Praxen aufgrund der Auswirkungen der Corona-Pandemie und des Ukrainekrieges ebenfalls mit steigenden Preisen für Energie und Kreditzinsen rechnen. Zahnarztpraxen haben einen vergleichsweise hohen Energieverbrauch. Neben Beleuchtung und Bürogeräten benötigen vor allem der (für den Betrieb von Behandlungseinheit, Turbinen, Luft-/Wasser-Spritze etc. wichtige) Druckluftkompressor, aber auch Sterilisations- und Röntgengeräte viel elektrische Energie. Im Eigenlabor ist vor allem der Keramikbrennofen ein großer Stromverbraucher.
Inflation und Kaufkraftverlust: Zurückhaltung bei Privatausgaben
Zwar gilt die zahnmedizinische Versorgung als vergleichsweise konjunkturstabil, allerdings dürften Inflation und Kaufkraftverlust die Ausgabebereitschaft der Patienten für Privatleistungen perspektivisch schon etwas dämpfen. Außerdem benötigen auch viele der aus der Ukraine Geflüchteten zahnmedizinische Versorgung.
Steigende Preise für medizinische Verbrauchsmaterialien
Die primär durch die Corona-Pandemie verursachten Lieferketten- und Logistikprobleme werden durch den Ukrainekrieg weiter verstärkt. Und auch der bereits spürbare Anstieg der Rohstoff- und Energiepreise wird sich wohl weiter fortsetzen. Die Transportpreise und damit auch die Produktpreise sind zum Teil bereits deutlich gestiegen, so auch die Preise für medizinisches Verbrauchsmaterial. Dies betrifft auch die Zahnärzte. Vor allem die Preise für Desinfektionsmittel und Schutzkleidung haben deutlich angezogen (im ersten Quartal 2022 um durchschnittlich +5,28 bzw. +4,02 Prozentpunkte zum Vorquartal). Auch die Preise für (durch die Pandemie stärker nachgefragte) Papierprodukte für die Hygiene und für Wund- und Verbandsstoffe sind spürbar gestiegen. Praxen müssen hier längerfristig mit höheren Einkaufspreisen rechnen. Allerdings zeigen Daten des Statistischen Bundesamtes, dass die Preise auch in nahezu allen anderen Wirtschaftsbereichen deutlich steigen: So tendierten die Preise für importierte Waren im März 2022 um 31,2% über dem Vorjahresmonat, die Erzeuger- und Großhandelsverkaufspreise waren im gleichen Zeitraum um 30,9 bzw. 22,6 Prozentpunkte gestiegen.
Kommentar:
Auch vom Branchendienst des DSGV werden die Auswirkungen des Ukrainekrieges auf die Branche als gering eingestuft. Zwar bekommen auch die Zahnarztpraxen die steigenden Energie- und Produktpreise zu spüren, andererseits profitieren sie auch von einer steigenden Nachfrage nach Zahnbehandlung durch ukrainische Flüchtlinge. Viele der Geflüchteten wollen zudem in Deutschland arbeiten, davon auch einige in ihren erlernten medizinischen Fachberufen. Dies eröffnet Zahnarztpraxen zusätzliche Chancen bei der Gewinnung von dringend benötigtem Praxispersonal. Bevor ukrainische (zahn-)medizinische Fachkräfte ihren akademischen oder nichtakademischen Gesundheitsberuf ausüben dürfen, müssen die Geflüchteten allerdings zuerst ihren im Ausland erworbenen Berufsabschluss anerkennen lassen.
Quellen:
- DSGV Branchenreport Zahnärzte 2022
- Statistisches Bundesamt